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Script der ständigen Ausstellung des Otto-Lilienthal-Museums

Idee und Strukturierung

Informationen werden im Museum in verschiedenen Informationsebenen (Vertiefungsschritten) angeboten:

1. Ebene (Leittexte)

Auf dieser Ebene wird nicht vordergründig Information, sondern "Einstimmung" und Gliederung angestrebt. Als Leittext dienen:

Zitattexte, Tafelüberschriften, Audioelemente

2. Ebene (Primärinformationen)

Die Informationen dieser Ebenen stehen im Zentrum der Präsentation, die klassische Erwartungshaltung des Besuchers befriedigend.

Dieser Ebene sind zuzurechnen: Wandtafeltexte einschließlich Bildunterschriften, Objektbeschriftungen mit Kontext, Texte an Versuchsaufbauten mit Handlungsanweisung.

3. Ebene (Sekundärinformationen)

Informationen, die durch die Art der Aufbereitung nur Besucher mit größerer Verweilzeit ansprechen, und die aus der Beschäftigung mit der Ebene 2 heraus das Bedürfnis nach Vertiefung befriedigen. Von ihrem Umfang und Anspruch her sind die angebotenen Informationen aber während des Museumsbesuchs vollständig verarbeitbar.

Dazu gehören: Mediaguide, Fotoalbum, Terminals (Audio-, Vido-, Info-), Lesepulte.

4. Ebene (Zusatzinformationen)

Umfangreiche Informationen in der Regel aus Primärquellen die von Umfang und Anspruch nur in Auszügen durch den Besucher verarbeitbar sind. Die Zusatzinformationen beinhalten damit ausgewähltes aber unaufgearbeitetes Archiv- und Bibliotheksmaterial.

Steifbandzeitungen, Terminals (Materialsammlungen), Bücher als Auslage, Archiv, Bibliothek

Bezeichnungen

Das folgende Drehbuchscript enthält Texte der Ausstellung, hauptsächlich der 1. und 2. Ebene, in der Regel ohne Bildunterschriften und Objektbeschriftungen sowie einige schriftliche Texte der 3. Ebene. Es werden folgende Bezeichnungen verwendet:

L Leittexte Ausstellungshalle
P, T Pulte und Terminals als Träger von Sekundärinformationen
2H3 2. Thema - Handlungsanweisung zu Tafel 3
() nicht realisiert

Ausstellungs-Impressum Otto-Lilienthal-Museum

Architektur: Faust (1990), Butt (1995), ursprünglich Wohnhaus (um 1925)
Ausstellung © 2003
Gestaltung: Maciejewski
Konzeption: Lukasch, Wittig
Grafiken: Kummert, Feuchtenberger
Plastiken: Dieckmann
Quellen: Archiv OLM, Archiv Schwipps, DM München u. a.
Modellbau: Nitsch, Serowski, Wachs, Richter, Wittig, Stock, Legat, Jung, Zorn, Breitsprecher, Grils, Wisch, Schmelling u. a.
Medien: Benzler, Hein, Nitsch, Hauck/Saul, WDR u.a.

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Gestaltungsbeispiel:

Ausstellungsteil:
"Flugträume"

Tafel:
3-7 "VogelMensch"

 

Themen:

Leittexte

L1

Drei Dinge sind mir zu wunderbar,
und das vierte verstehe ich nicht:
Des Adlers Weg am Himmel,
der Schlange Weg auf Felsgestein,
des Schiffes Weg auf hoher See
und den Weg des Mannes beim Weibe.

Sprüche Salomos, altes Testament

(L2)

Doch treibt Dich die Sehnsucht, im Fluge uns gleich
Dahinzuschweben, im Lüftebereich
Die Wonnen des Flug's zu genießen,
So sieh' unsern Flügelbau, miß unsre Kraft,
Und such' aus dem Luftdruck, der Hebung uns schafft,
Auf die Wirkung der Flügel zu schließen.
 
dann forsche, was uns zu tragen vermag

Bei unserer Fittige mäßigem Schlag,
Bei Ausdauer unseres Zuges!

Was uns eine gütige Schöpfung verlieh'n,
Daraus mögest Du richtige Schlüsse dann zieh'n
Und lösen die Rätsel des Fluges.

- Otto Lilienthal 1889

L3

So stellt auch das Flugzeug, das Werkzeug des Luftverkehrs, den Menschen allen alten Welträtseln gegenüber und wird uns zum Werkzeug der Erkenntnis und der Selbsterkenntnis.

 - Antoine de Saint-Exupéry 1939

(L4)

"Es wird seinen ersten Flug nehmen der große Vogel vom Rücken des Hügels aus. Das Universum mit Verblüffung, alle Schriften mit seinem Ruhm füllend. Und ewige Glorie dem Ort wo er geboren ward."

Leonardo da Vinci 1497

(L5)

Sie haben Felle getragen. Mit Steinen Feuer geschlagen. Sie haben Eisen geschmiedet und Burgen gebaut. Bücher gedruckt, den Dampf gefesselt, den Blitz gezähmt, sind mobil geworden. Sie haben das Atom entdeckt und den Mond erobert. Aber einen ihrer größten Träume haben die Menschen erst vor kurzer Zeit verwirklicht: Das freie Fliegen. - Die Flügel auszubreiten, loszulaufen, zu gleiten, schweben, fliegen. Im Aufwind zu kreisen. Lautlos, fast kraftlos. Es ist die Erfüllung einer unendlichen Sehnsucht.

Pfändler, Drachenflieger, 1987

L6

Die nahe Verbindung des Fliegens mit der Vorstellung des Vogels macht es verständlich, dass der Fliegertraum bei Männern meist eine grobsinnliche Bedeutung hat. Wir werden uns auch nicht verwundern zu hören, dass dieser oder jener Träumer jedes Mal sehr stolz auf sein Fliegenkönnen ist.

Sigmund Freud

L7

...die Parallele zur biologischen Evolution drängt sich bei Fluggeräten, die der Natur näher stehen als jede andere "Maschine" geradezu auf. Vielleicht liegt hierin auch der tiefere Grund dafür, dass wohl jeder ein Segelflugzeug als ästhetisch formvollendet, als "schön" empfindet, vor allem wenn es sich in seinem ureigenen Element bewegt, wenn es fliegt ...

Brinkmann / Zacher in "Die Evolution der Segelflugzeuge", 1992

(L8)

"Wenn die Rhinower Berge in unmittelbarer Nähe Berlins gelegen wären, würde sich ein regulärer Flugsport herausbilden, denn mit dem wundervollen anstrengungslosen Dahingleiten läßt sich wohl keine der bisherigen Sportarten vergleichen."

Lilienthal

(L9)

"Es kann deines Schöpfers Wille nicht sein, dich, Ersten der Schöpfung dem Staube zu weih`n, dir ewig den Flug zu versagen!"

Lilienthal 1889

L10

Wir breiten nur den Mantel aus, der soll uns durch die Lüfte tragen...Ein bisschen Feuerluft, die ich bereiten werde, hebt uns behänd von dieser Erde.

Mephisto in Goethe's Faust

L11

Anfangs werden wir gleich jungen Staren in Bodennähe über die Erde streifen, bald aber, durch die Erfahrung gewitzt, werden wir uns gleich Adlern durch die Lüfte schwingen und das kindliche Gehabe der unten auf der Erde elend herumkriechenden Menschlein belächeln.

Jean-Jacques Rousseau

(L12)

Das Flugzeug ist wohl eine Maschine - indes welch unendlich fein empfindendes Gerät! Ihm danken wir die Entdeckung des wahren Gesichts der Erde

- Antoine de Saint-Exupery

L13

"immer stoßen wir uns - ohne Rücksicht darauf, wohin wir eigentlich fliegen wollen - von dem Boden ab, den wir kennen"

Vaclav Havel

L14

Wie rasch hat das Fliegen, dieser uralte, kostbare Traum jeden Reiz, jeden Sinn, seine Seele verloren. So erfüllen sich die Träume einer nach dem anderen zu Tode. Kannst Du einen neuen Traum haben?

Elias Canetti

L15

Ich flog empor zum Himmel als ein göttlicher Falke, um sein Mysterium, das im Himmel ist, zu sehen.

Inschrift auf dem Ammon-Tempel 1450 v. Chr.

L16

Ich entsinne mich, dass ich in frühester Kindheit träumte, ein Geier komme auf mich zugeflogen, öffne mir den Mund und streichle mehrmals mit den Federn darüber hin. Ich nahm dies als Zeichen, dass ich mein Leben lang über Flügel sprechen werde.

Leonardo da Vinci

(L17)

Die Vergangenheit kulminierte in Otto Lilienthal, und die Zukunft wurde in ihm geboren

Gibbs-Smith

(L18)

Schäden an Flugzeugen entstehen in der Regel nur beim Aufprall von Großvögeln

Civil Aviation Authority

(L19)

Dieser Slum der Lüfte, die Boeing 747, wartete auf ihre Landeerlaubnis. Das Essen war grauenvoll gewesen, die Babys hatten gekreischt, zweiundsiebzig Kopfhörer waren kaputtgegangen, als der Film anfing.

Renate Adler

L20

Von Daedalus können wir nicht das Fliegen lernen, sondern eine Art des Denkens

John Langford, Projektleiter Muskelkraftflug beim Massachusetts Institute of Technology

(L21)

Ein Flugapparat empfindlich wie ein Schmetterling...38 kg Kunststoff, Balsaholz, Klavierdraht und Aluminium sollen einen Menschen fünf, sechs Stunden übers Meer tragen

dto. 1988

L22

Man hat Wirklichkeit gewonnen und Traum verloren

Robert Musil

L23

"...der Mensch ist kein Vogel. Es wird nie ein Mensch fliegen", sagte der Bischof vom Schneider

Bertolt Brecht

Ausstellungsbereich: LebensWege (blau)

Tafel 2-1 "LebensWege"

Otto Lilienthal 23. Mai 1848 - 10. August 1896

Gustav Lilienthal 9. Oktober 1849 - 1. Februar 1933

Sondertafel 2-2 "ReformBewegung"

Bodenreform Vegetarismus Friedensbewegung Antialkoholismus Bildungsreform Freikörperkultur Jugendstil Freilandbewegung Liberalismus Genossenschaftswesen Tierschutz Sozialethik Naturheilkunde Sozialismus Pazifismus Frauenbewegung Kunstgewerbe Wirtschaftsreform Naturschutz Freigeldlehre Freiwirtschaft Lebensreform Volkstheater

Thema 2-3 "LebensLäufe"

Amerika - die neue Welt - sollte auch für den Anklamer Tuchhändler, Karl Friedrich Gustav Lilienthal und seine Frau Caroline der Ausweg aus ihren wirtschaftlichen Schwierigkeiten sein. Von acht Kindern sind nur vier am Leben, als der plötzliche Tod des Vaters die Auswanderungspläne vereitelt. Otto ist 12, Gustav 11, Marie 4. Die nur drei Monate alte Anna stirbt ein halbes Jahr später.

Den Kindern trotzdem eine Ausbildung zu ermöglichen wird zum Lebensinhalt der Mutter. Nach dem Tod des Vaters übernimmt Onkel Wilhelm aus Greifswald die Vormundschaft, später Kaufmann Mehlhorn, ein Freund der Familie. Die Vormundschaftsakten sind erhalten. 1864 heißt es für beide Brüder: "körperlich und geistig gesund, sittliche Aufführung gut, Otto: zum Maschinenbauer bestimmt.

Kurzbiografie Otto

Otto, das erste Kind der jungen Familie des Tuchhändlers Lilienthal wird am 23 Mai 1848 in der Peenstraße, nahe der Nikolaikirche geboren. Später muss die Familie die gute Adresse aufgeben und wohnt in einem kleineren Haus der Straße, nahe der Peene. Wie sein Bruder besucht Otto das neue Anklamer Gymnasium. Nach acht Jahren wechselt Otto an die Gewerbeschule in Potsdam und drei Jahre später an die Berliner Gewerbeakademie (einem Vorläufer der heutigen Technischen Universität). Als Einjährig-Freiwilliger nimmt er am Deutsch-Französischen Krieg teil. Danach arbeitet er als Konstruktionsingenieur für verschiedene Berliner Maschinenbau-Firmen. Für die Firma Hoppe führt er Bergbaumaschinen in Galizien und Sachsen ein. 1878 heiratet er Agnes Fischer, die Tochter eines Obersteigers aus dem Freitaler Bergbau-Revier, mit der er vier Kinder hat.

1881 gründet er eine eigene Maschinenbaufirma in Berlin, die zu seiner erfolgreichen Lebensgrundlage wird. Bis zu seinem Unfalltod 1896 bewohnt er ein von Bruder Gustav entworfenes Landhaus in Lichterfelde bei Berlin. Sein Grab ist Ehrengrab der Stadt Berlin.

Kurzbiografie Gustav

Gustav, das zweite der 8 Kinder, wird am 9. Oktober 1849 geboren. Wie sein Bruder besucht er das Anklamer Gymnasium und zeigt wie er kaum befriedigende Leistungen. 1865 wechselt er an die Mittelschule und geht anschließend in Anklam in die Maurerlehre. Als Bruder Otto in Berlin die Gewerbeakademie besucht, folgt er ihm und schreibt sich an der Bauakademie ein. Er arbeitet als Bauleiter in Prag, London und Berlin. 1877 gründet er eine "Kunstwerkstatt für weibliche Handarbeiten". 1880 wandert er mit Schwester Marie nach Australien aus. Im Gegensatz zu ihr kehrt er nach 5 Jahren nach Deutschland zurück und arbeitet als selbständiger Bauingenieur und Baumeister. Er gilt heute als Pionier der Vorfertigung im Bauwesen. Er engagiert sich in der Reform- und Genossenschaftsbewegung. Die noch heute existierende Wohnungsbaugenossenschaft "Freie Scholle" gründet er selbst. Im Alter von 83 Jahren stirbt er am 1. 2. 1933 auf dem Weg zum Flugplatz Adlershof, wo er seit Jahren neue Flügelschlagexperimente durchführt.

Thema 2-4 "ArbeitsLeben"

Lilienthal ging als "erster Flieger" in die Geschichte ein. Sein Leben wird durch dieses Bild aber kaum zutreffend beschrieben:

•  Otto Lilienthal war erfolgreicher Fabrikant von Kleindampfmaschinen und -kesseln.

•  Als kreativer Ingenieur hielt er zahlreiche Maschinenbau-Patente.

•  Er schrieb als fortschrittlicher, sozial denkender Unternehmer Geschichte.

•  Er betrieb ein Volkstheater in dem er auch als Autor und Schauspieler wirkte und

•  er beschäftigte sich in Vorträgen, im Verein zur Förderung der Luftschifffahrt und mit eigenen Versuchen mit dem Menschenflug.

Sein Lebensmittelpunkt war die "Maschinenfabrik Otto Lilienthal" in der Köpenicker Straße in Berlin.

Der ab 1893 hier in Serie hergestellte "Normalsegelapparat" ist eine artfremde "Sonderfertigung" der Firma. Mit ihm wurde die Fabrik zur ersten Flugzeugfabrik der Geschichte. Leider ist dieser Ort der Weltgeschichte im Zentrum Berlins heute in Deutschland vollständig vergessen.

Thema 2-5 "KraftMaschinen"

2 Schraubstöcke, eine Drehbank und die patentierte Idee des Schlangenrohrkessels - das ist das Startkapital der Maschinenfabrik "Otto Lilienthal" in Berlin. Sie entwickelt sich zu einem erfolgreichen und bekannten Unternehmen.

Zusammen mit Lilienthals Kleindampfmaschinen schafft der gefahrlose Kessel auch Kleinbetrieben Zugang zur Maschinenkraft.

Aber nicht nur Dampfmaschinen-Geschichte schreibt Lilienthal: Als erster Berliner Unternehmer schafft er den Akkordlohn ab und führt die Gewinnbeteiligung für seine Arbeiter ein.

Thema 2-6 "BauSteine"

Der berühmte Anker-Steinbaukasten - Vorbild für Konstruktionsspielzeug bis heute - ist eine der fast unzähligen Spiel- und Baukastenerfindungen von Gustav Lilienthal. In ihm vereinigen sich seine drei wichtigsten Interessen und Tätigkeitsfelder: Pädagogik, Kunstgewerbe und Architektur. Otto ist beteiligt.

Nach dem Versuch, die Steine selbst zu vermarkten, geben die Brüder das Verfahren für ein geringes Entgelt an den Fabrikanten Richter in Rudolstadt/Thüringen ab, der daraus eine millionenschwere Erfolgsgeschichte macht. Später versuchen die Brüder nochmals, selbst Bausteine zu produzieren, was zu einem aufwändigen Rechtsstreit mit Richter führt.

War der Steinbaukasten für beide Brüder auch ein großer wirtschaftlicher Misserfolg, so bildete der Verkaufserlös von sechstausend Mark doch die Grundlage ihres weiteres Lebens: Gustav finanzierte die Schiffspassage nach Australien, Otto gründete seine Maschinenfabrik.

Bild 2-6-1

Friedrich Fröbel (1782 - 1852)

Am Beginn der Entwicklung von Konstruktionsspielzeug steht der deutsche Pädagoge Fröbel. Der Gründer des "Kindergartens" beschäftigte sich intensiv mit dem Stellenwert des kindlichen Spiels. Ergebnis waren hölzerne Körper unterschiedlicher Formen zum "Begreifen" und zum Zusammensetzen. Die nächsten zwei großen Schritte wurden von den Brüdern Lilienthal getan: Die Verwendung des Steins nach natürlichem Vorbild und der erste "Montagebaukasten". Mit ihm lassen sich die modernen Stahlkonstruktionen des ausgehenden 19. Jh. nachbauen. Aus ihm entsteht später der bekannte "Stabilbaukasten".

Thema 2-7 "KulturElemente"

Lilienthal nennt sein Flugzeug ein "Kulturelement".

Die Vision vom "ewigen Frieden" als Ergebnis seiner Erfindung, bleibt mit seinem Namen verbunden, auch wenn sie sich als Irrtum erwies.

Auch andere Projekte der Brüder sind mit kulturellen und sozialen Visionen verbunden:

Mit Gustav Lilienthals Erfindung von Fertigteilen für den Hausbau werden in Lobetal bei Berlin die ersten menschenwürdigen Obdachlosenunterkünfte gebaut. Die Genossenschaften "Obstbaukolonie Eden" und "Freie Scholle" nutzen seine Patente um ihre Reformsiedlungen aufzubauen. Seine vielen Spielzeuge dienen einer reformierten Pädagogik, seine "Schule der weiblichen Handarbeit" einem neuen Kunstverständnis.

Otto Lilienthal wird Mitinhaber eines Berliner Theaters, aus dem er eine Volksbühne für "die Arbeiterschaft der umliegenden Bezirke" macht. Er schreibt ein sozialkritisches Stück, die "Modernen Raubritter". In seiner Firma führt er die Gewinnbeteiligung der Arbeiterschaft ein.

Der damals einflussreiche Sozialethiker Moritz von Egidy (1847 - 1898) schreibt in einem Nachruf: "Der Ingenieur Otto Lilienthal nahm an allen ernsten Kultur-Bestrebungen der Gegenwart teil. Er war ein klarer Denker und Verwirklichungsmensch; dabei von zartem Gemüt."

Sekundärtext

"Mein Bruder war und ist mein zweites ich" schreibt Otto Lilienthal 1894 über seinen ein Jahr jüngeren und von ihm so grundverschiedenen Bruder Gustav:

Otto, der optimistische, erfolgreiche Erfinder, Fabrikant und Flugpionier über Gustav, Künstler, Baumeister, Architekt und Flugtechniker, dem der große Erfolg seines so vielseitigen und ergebnisreichen Lebens versagt blieb. Was einte sie?

Technik und Fliegen; Arbeiten, Bauen und Lernen - das waren für beide Bausteine eines umfassend neu zu gestaltenden Lebens. Sie waren beide Anhänger verschiedenster Zweige der sogenannten Reformbewegung.

Thema 2-8 "WendeZeit"

Das Weltbild der Brüder Lilienthal war in einer heute fast vergessenen Weise "politisch". Es bestand in der Vorstellung, dass die neuen Möglichkeiten: Maschinenkraft, Fernverkehr, Industrie und Bildung zu einer grundlegenden humanen Umgestaltung des Lebens jedes Einzelnen und der Gesellschaft führen werden.

Mir dieser Idee waren sie nicht allein:

An der Schwelle des 20. Jahrhunderts entstand neben den großen politischen Lagern eine vielschichtige Bewegung zu gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen Reformen. Sie erfasste die verschiedensten Lebensbereiche und sozialen Schichten. Obwohl die Reformer nie eine gemeinsame Organisation waren, verstanden sich viele als Vertreter eines "dritten Weges". Die Ideen der "Reformbewegung" finden sich heute selbstverständlich in politischen Programmen, wie Ökologie, Liberalismus, Gleichberechtigung und Sozialstaat. Anderes ist vielleicht zu unrecht vergessen, wie Freigeld, Freiland, Schwundzins und natürliche Wirtschaftsordnung.

Sekundärtext

Heute, eine Jahrhundertwende später, erscheinen einige Ideen und Projekte der Reformbewegung überraschend, auch naiv, und doch auf eine ohnmächtige Weise aktuell und zeitgemäß: 1992 schreibt Rudolf Bahro (Regimekritiker in DDR und Bundesrepublik): "Wie unser Kulturentwurf gegenwärtig angelegt ist ... stört er unweigerlich das irdische Gleichgewicht und verhindert die weitere Entfaltung der menschlichen Wesenskräfte. ... Es bedarf jedenfalls ... einer Lebensreform." Bahro zieht den Schluss, dass staatliche Investitionen in Alternativprojekte sozialer Strukturpolitik wesentlich bedeutsamer wären als Milliarden, investiert in wissenschaftlich-technische Innovationen.

Zusatzinformationen:

Fotoalbum Familiengeschichte

Litfasssäule

Ernst Theodor Litfass

Ernst Theodor Litfass (11. 02. 1816 - 27. 12. 1874), Buchdrucker, Erfinder der nach ihm benannten Anschlagsäulen für Ankündigungen und Werbung (Litfasssäule) erhält 1854 als Druckereibesitzer die Konzession, 150 seiner Säulen in Berlin aufzustellen. Die erste Säule wird am 1. Juli 1855 aufgestellt. Sein Grab auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof, Berlin, Chausseestraße ist erhalten.

Tisch-Pulte

P-2-1-0 anders denken - anders Leben - die Welt verändern

Die Brüder Lilienthal und die Reformbewegung um 1900

P-2-1-1 Reformbewegung

Als "der erste Flieger" ist Otto Lilienthal ein Name der Weltgeschichte. Aber auch Dampfmaschinengeschichte hat er geschrieben. Als erster Berliner Unternehmer führt er in seiner Fabrik die Gewinnbeteiligung ein. Mit dem Nationaltheater befördert er die Volksbühnenbewegung.

Auch Gustav Lilienthals Name erscheint in der Luftfahrtgeschichte. Aber er steht auch für den berühmten Steinbaukasten und viele andere Spielzeugpatente; für neue Baustoffe und Verfahren, für Wohnungsbaugenossenschaften und sozialreformerische Projekte, für Kunstgewerbe und eine reformierte Handarbeitsschule.

Zwei Biografien, die in ihrer Vielschichtigkeit schwer beschreibbar sind? - Es gibt einen roten Faden für beide, miteinander zeitlebens verwobenen Biografien: Diese Klammer heißt Reformbewegung.

Die Reformbewegung an der Schwelle zum 20. Jahrhunderts war eine heterogene und vielschichtige Bewegung zur humanen Umgestaltung der Gesellschaft von unten. Viele Strömungen sind bis heute lebendig, wie natürliche Lebensweise, Friedensbewegung, Ökologie, Liberalismus und Sozialstaat. Anderes ist - vielleicht zu unrecht - vergessen, wie Schwundzins, natürliche Wirtschaftsordnung und Freiland.

P-2-1-2 Moritz v. Egidy (1847 - 1898) - Christ, Offizier, Sozialreformer

Der heute fast vergessene Name des Sozialethikers Moritz von Egidy begegnet uns in den Biographien beider Lilienthals. Seine Schrift "Ernste Gedanken", ein Aufruf zu einem geeinten Christentum der Tat, verlegt in 10 Sprachen, brachte ihm die Entlassung, heftigste Ablehnung durch die Kirche, vielbändige Polizeiunterlagen und die geheimpolizeiliche Beschattung bis zum Tod ein. Auf Grund der heftigen Reaktionen hatte er zu Pfingsten 1891, am 19. Mai zu einer 2-tägigen Konferenz in Berliner Architektenhaus eingeladen. Gekommen waren 200 Männer aller Kreise, aller Richtungen, aller Berufsarten, Männer jeden Alters, 16 Träger von Adelsnamen, Theologen und Studenten, ... darunter die Brüder Lilienthal.

Otto Lilienthal richtet später an Egidy seine bekannte Vision vom friedensstiftenden "Kulturelement Flugzeug", Gustav ist Mitglied des Comitées seiner Gedächtnisfeier 1898 (siehe Littfaßsäule).

P-2-1-3 Franz Oppenheimer (1864 - 1943)

ist einer der bekanntesten Vordenker der Reformer. Stationen seines Lebens sind: Tätigkeit als Dozent in Palästina, Japan und den USA, Chefredakteur der "Welt am Sonntag", 1919 erster Soziologieprofessor Deutschlands, Gründer des "American Journal of Economics and Sociology".

In seinen Lebenserinnerungen schreibt Oppenheimer: Ich wurde überzeugter Sozialist - in bezug auf das Ziel ! Aber die sozialdemokratische, marxische Lösung des Problems war mir nicht überzeugend. ... Jedenfalls war mir die Konzeption dieses »Zukunftsstaates«, der das ganze Leben seiner Bürger von einer Zentralstelle aus beherrscht, im tiefsten Grunde meines Herzens zuwider, und ich suchte nach einer anderen Lösung. ... Theodor Hertzka hatte bekanntlich in seinem Roman »Freiland« das Gedankenbild eines neuartigen Sozialismus entworfen, der dem autoritären Sozialismus der Marxisten die Spitze bot; eine Gesellschaft, in der die rationelle Gleichheit ohne Verzicht auf die wirtschaftliche und bürgerliche Freiheit als erreicht geschildert wurde. Überall in Deutschland und Österreich hatten sich Gruppen junger Leute gebildet, die entschlossen waren, dieses Ideal zu verwirklichen; ... Außerdem gehörte z. B. noch der Miterfinder des ersten Flugzeuges, der Bruder Otto Lilienthals, Gustav, zu der Gruppe dieser »Freiländer«, wie sie sich nannten, und Otto selbst erschien des öfteren in ihren Sitzungen.

P-2-1-4 Adolf Damaschke (1865 - 1935) und die Bodenreform

Nach der Ausbildung zum Volksschullehrer wendet sich Damaschke lebensreformerischen Bestrebungen (Antialkoholismus, "Ethische Kultur", etc.) zu. Zur ökonomischen Grundlage vieler Reformprojekte wird die Bodenreform, nach deren Lehre der Boden dem kapitalistischen Marktbetrieb entzogen werden müsse, da er anderer Natur sei als die übrige Ware.

Nach dem Scheitern des Nationalsozialen Vereins, dessen Mitgründer Damaschke ist, wird der Bund der Bodenreformer - eine überparteiliche Organisation - sein Instrument einer weitreichenden Sozial- und Volkspädagogik. Gustav Lilienthal ist Mitglied.

Werke:

"Die Bodenreform" 1913, "Geschichte der Nationalökonomie" 1913, "Aufgaben der Gemeindepolitik" 1913, "Volkstümliche Redekunst" 1913, "Geschichte der Redekunst" 1913, "Aus meinem Leben" 1924, "Zeitwende" 1925.

P-2-1-5 Silvio Gesell (1862 - 1930) und die Freiwirtschaftslehre

Eine der radikalsten und vergessensten Ideen der Reformbewegung ist die Theorie der natürlichen Wirtschaftsordnung durch Freiland und zinsloses Freigeld (Schwundzins). Ihr Schöpfer, Silvio Gesell, will eine freie Marktwirtschaft durch Ausschaltung der privaten Monopole herstellen. Das Bodenmonopol des privaten Landeigentümers soll durch Kauf des bebauten und unbebauten Bodens durch Staat oder Gemeinde aufgehoben werden (Freiland). In der Freiwirtschaft wird das Geldmonopol von einem staatlichen Währungsamt verwaltet, das den amtlichen Lebenskostenindex und damit die Kaufkraft der Landeswährung (Indexwährung) unverändert zu erhalten hat.

1918 prophezeit Gesell in einem offenen Brief an die "Berliner Zeitung am Mittag", daß es keine 25 Jahre bis zum nächsten Krieg dauern würde, wenn das Geldwesen unverändert fortbestünde. Trotz von ihm vorhergesagter Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit, bleibt Gesell weitgehend unbeachtet.

In seiner Schrift "Abbau des Staates" fordert Gesell 1919, den Staat bis auf alles abzubauen, "was nicht unbedingt von einem zentralen Gesichtspunkte aus geleitet werden muß".

Am 7. April 1919 wurde die erste Bayerische Räterepublik ausgerufen und Silvio Gesell zum Volksbeauftragten für das Finanzwesen gewählt. Bereits am 13. April 1919 wurde die Räteregierung gestürzt. Gesell wurde wegen Beihilfe zum Hochverrat angeklagt, jedoch freigesprochen.

Gesell wohnt bis zu seinem Tod in "Eden".

P-2-2-0 Reformprojekte, an denen die Lilienthals beteiligt sind

P-2-2-1 Der Garten Eden

Am 28. Mai 1893 wurde in einem vegetarischen Restaurant in Berlin das Projekt "Eden" aus der Taufe gehoben: Der Aufbau einer Genossenschaft in Oranienburg bei Berlin, als gemeinnützige vegetarische Obstbaukolonie. Bodenreform, genossenschaftlicher Obstbau und Verarbeitung, Reformpädagogik, naturnahe Lebensweise, Vegetarismus und Freikörperkultur waren Elemente des ganzheitlichen Ansatzes.

Die Genossenschaftsbauten und auch die ersten Siedlerhäuser - "Heimstätten" genannt, wurden nach einem Patent Gustav Lilienthals mit vor Ort gefertigten Bauelementen hergestellt. Das "Vegetarische Restaurant" und mehrere andere seiner Häuser stehen noch heute in der ebenfalls noch heute existierenden "eingetragenen Genossenschaft".

P-2-2-2 Kulturelement Flugzeug

nennt Otto Lilienthal seinen Gleiter in einem Brief an den Sozialreformer Egidy. Völkerverständigung und ewiger Friede, das seien die Wirkungen, die er in seiner technischen Erfindung angelegt sieht.

Wie der flugtechnische Teil der Reformbestrebungen Gustav Lilienthals lesen sich auch dessen aufwendigen Arbeiten, die er bis zu seinem Tod im Alter von 83 Jahren intensiv betreibt:

"Man hat mich in flugtechnischen Kreisen gelegentlich einen Naturschwärmer genannt. Ich sehe hierin keinen Vorwurf. Man müsste schon ziemlich stumpf sein, wenn man durch die wunderbare Wirkung einfachster Vorgänge, wie sie sich im Vogelflug offenbaren, sich nicht begeistern könnte." Als er das schrieb war das Flugzeug bereits in Serienproduktion gegangen und war im Begriff zu einer den Krieg revolutionierenden Waffe zu werden.

P-2-2-3 "Arbeit statt Almosen" - die Bodelschwinghschen Anstalten bei Bernau

Auf der untersten Stufe der sozialen Leiter lebten Obdachlose und Wanderarbeiter Berlins. Der "Brüder der Landstraße" nahmen sich die Anstalten in Hoffnungstal und Lobetal an, die der Theologe Friedrich von Bodelschwingh (1831 - 1919) bei Bernau gründete, als er als Abgeordneter nach Berlin kam und mit den menschenunwürdigen Zuständen in den Berliner Obdachlosenunterkünften konfrontiert wurde. Bodelschinghs Formel "Arbeit statt Almosen" sah ein wenigstens durch Blenden getrenntes Bett, das sogenannte "Einzelstübchen" vor, mit der Verpflichtung, die Übernachtung durch eine Arbeitsleistung zu vergüten. Ein Abgeordnetenkollege empfiehlt Bodelschwingh Gustav Lilienthal: "Ich glaube kaum, dass ein anderer bei gleicher Güte der Lieferung einer feuer- und wetterfesten Baracke, die für 42 Personen reichlich Platz bietet, für den Preis von 9 500 M herstellt. ... Herr Lilienthal, der mir seit Jahren als ein für gemeinnützige Unternehmen lebhaft interessierter Herr bekannt ist, stellt für seine Person und leider auch für seine Familie die denkbar geringsten Ansprüche." Auch das heutige Wahrzeichen der "Hoffnungstaler Anstalten Lobetal im Verbund der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel", der "Saal Altlobetal", ist ein Bau Gustav Lilienthals. Die ehemalige Lazarus-Kapelle, eine Fachwerkkirche in der Gubener Straße am Berliner Hauptbahnhof, wurde dort abgetragen und in veränderter Form unter der Leitung Gustav Lilienthals weitgehend durch die Kolonisten in Lobetal wieder aufgebaut.

P-2-2-4 Arbeiter-Gewinnbeteiligung

Für das soziale Klima, welches in der Maschinenfabrik Otto Lilienthal herrschte gibt es wenige Quellen: den Bericht eines Volontärs, Lilienthals Theaterstück, welches unfreiwillig aber deutlich autobiographische Züge trägt und ein ungewöhnliches Foto des Chefs inmitten seiner Belegschaft.

Ein erhaltener Anschlag dokumentiert, dass Lilienthal als erster Berliner Unternehmer 1890 den Akkordlohn in seiner Fabrik abschafft und dafür die 25%-ige Beteiligung der Belegschaft am Reingewinn des Unternehmens bekannt gibt.

P-2-2-5 "Moderne Raubritter" - Otto Lilienthal und das Theater

Otto Lilienthals Engagement für das Theater fällt in eine bewegte Zeit: Gerhard Hauptmanns Weber wird die öffentliche Aufführung untersagt, Franz Mehring ist Vorsitzender des Vereins "Freie Volksbühne": Theater wird politisch. Auch Lilienthals Engagement ist mehr als eine Liebhaberei: Das Ostend-Theater, für das er als stellvertretender Direktor zeichnet, wird in National-Theater umgenannt, es wird Spielstätte der Freien Volkbühne. Lilienthal äußert, in sein Theater müsse der Arbeiter für 20 Pfennige gehen können. 1893 unterrichtet er das "Königliche Ministerium für geistliche, Unterrichts- und Midicinal-Angelegenheiten" und bittet um Zuschüsse. Sein unter dem Mädchennamen seiner Mutter veröffentlichtes Theaterstück spielt in einem Handwerksbetrieb, der seiner Fabrik auffallend ähnelt. In Moliere's "Die Gezierten" und wohl auch in anderen Stücken steht er selbst auf der Bühne.

P-2-3-0 "Die Freiheit, die ich meine"

Gustav Lilienthal und die Reformbewegung

P-2-3-1 Gustav Lilienthal

Spricht man über Gustav Lilienthal, ist man versucht den Vornamen zu betonen, um deutlich zu sagen: Nein, diesmal nicht Otto! Eine Biographie also im Schatten des anderen? Der Helfer, der Auch-Flugpionier? Tatsächlich führte Gustav Lilienthal bis zu seinem Tod das Werk seines Bruders in der Erforschung und Nachahmung des Vogelfluges fort, dort wo die breite Technikentwicklung inzwischen einen anderen Weg eingeschlagen hatte. Aber das Schwimmen mit dem Strom war seine Sache nie.

Die noch heute sichtbaren Zeugnisse des Wirkens Gustav Lilienthals betreffen hauptsächlich seine Profession als Baumeister: bis heute auffallende Villen mit Türmchen und Erkern in Lichterfelde, die einfache, praktische Wohnanlage "Freie Scholle" im Norden Berlins, die Häuser in der Obstbaukolonie Eden in Oranienburg.

In der "freie Scholle" steht heute sein Denkmal, gesetzt aber nicht dem Baumeister sondern dem Gründer und langjährigen Vorsitzenden der Genossenschaft. Die Kolonie "Eden" - der Name als Programm für das verwirklichte Paradies aus Lebensreform und Freilandbewegung - existiert ebenfalls noch heute.

P 2-3-2 Die Kunstgewerbeschule

Der Begriff "Kunstgewerbe" hatte vor 100 Jahren eine breitere Bedeutung als heute. Er entsteht in der Mitte des 19. Jahrhunderts als Antwort auf den Konflikt zwischen Kunsthandwerk und Serienproduktion um dem maschinellen Handwerk den Ruf des schlechten und billigen zu nehmen. Schinkel verfasst mit den "Vorbildern für Fabrikanten und Architekten" ein kunstgewerbliches Musterbuch, Semper die Analyse "Wissenschaft, Industrie und Kunst". Am ersten deutschen Kunstgewebemuseum (Gropius) entsteht eine staatliche Gewerbeschule. Diese staatlichen Schulen sind aber nach wie vor männlichen Schülern vorbehalten. Eine Bildungsreform schien überfällig.

Die angewandte Kunst empfand Gustav Lilienthal als seine Berufung. 1877 verlässt er die offenbar ungeliebte Stellung in der Bauverwaltung um als Künstler und Kunstpädagoge zu leben. Er gründet das "Institut für Kunstgewerbe und Kunststickerei", arbeitet für die "Schule der weiblichen Handarbeit" und den "Kindergarten" des Reformpädagogen Georgens. Er entwickelt den späteren Anker-Steinbaukasten.

Eine umfangreiche Sammlung der künstlerischen Tätigkeit Gustav Lilienthals befindet sich heute im Landesarchiv Berlin.

P 2-3-3 "Kinder seid kreativ"

sollen Kinder und Enkel im Hause Gustav Lilienthal häufig zu hören bekommen haben.

Tatsächlich sind die Spielzeugprojekte Gustav Lilienthals ebenso zahlreich wie seine bautechnischen Projekte. Die nachhaltigsten sind der Stein- und der Modellbaukasten. Gedulds-, Geschicklichkeits- Lern- und Phantasiespiele kommen dazu.

Sie stellen nicht nur eine Weiterentwicklung des Fröbelschen pädagogischen Ansatzes dar, sondern gestatten auch echten Architektur-Modellbau.

P-2-3-4 Die freie Scholle

Die "freie Scholle" war Gustav Lilienthals eigenes Genossenschaftsprojekt. 1895 sollten genossenschaftlicher Boden und Gustav Lilienthals Patente für zweckmäßiges und preiswertes Bauen die Grundlage dafür bilden, dass auch mittellose Schichten der Bevölkerung durch eigene Arbeit zu eigenem Wohnraum kommen konnten. Die geistige und räumliche Nähe zum zwei Jahre älteren Projekt "Eden" dürfte kein Zufall sein, obwohl erste Planungen im Süden Berlins angesiedelt waren. Auch die Hoffnungstaler Anstalten des Pastors Bodelschwingh, für die Gustav Lilienthal arbeitete liegen nördlich Berlins. Die erste Straße in der freien Scholle wurde nach dem Sozialreformer Moritz von Egidy benannt. Otto Lilienthals bekannte Vision über den Weg zu ewigen Frieden entstammt dem Briefwechsel mit Egidy. Die Genossenschaft in Berlin-Tegel existiert noch heute. Ihre Bewohner haben dem Gründer 1945 (!) ein Denkmal gesetzt.

P-2-3-5 "Das Vororthaus für eine Familie"

heißt ein Artikel Lilienthals in der Zeitschrift "Prometheus". Viele dieser pompös anmutenden Villen mit Zugbrücken und Türmchen stehen noch heute in Berlin-Lichterfelde. Die Häuser sind jedoch eher das Gegenteil von dem, wofür sie scheinen: in große Zweckmäßigkeit entworfen; sparsam in der Ausführung; die Grundstücke winzig und alle Verzierungen haben eine Funktion: In den Türmchen enden die Schornsteine und Lüftungsschächte und selbst die Zugbrücke zum Eingang überbrückt einen Graben, der erforderlich ist, um Tageslicht in das als Schlafzimmer genutzte Kellergeschoß gelangen zu lassen.

"Weit auskragende Gesimse oder ein überstehendes Dach sind ein Luxus, den sich das Zinshaus wohl erlauben kann, das mit äusserster Sparsamkeit hergestellt Landhaus aber nicht; man muss daher zu anderen Schönheitsmitteln seine Zuflucht nehmen.", beschreibt Gustav Lilienthal sein Anliegen: Ein bezahlbares Haus für die "unteren Schichten des Mittelstandes".

Bereich "FlugTräume" (violett)

Tafel 3-1 FlugTräume

Von Daedalus können wir nicht das Fliegen lernen, sondern eine Art des Denkens

John Langford, Projektleiter Muskelkraftflug beim MIT (Massachusetts Institute of Technology)

Rückseite

Wir breiten nur den Mantel aus, der soll uns durch die Lüfte tragen...Ein bisschen Feuerluft, die ich bereiten werde, hebt uns behänd von dieser Erde.
Mephisto in Goethe's Faust

Tafel 3-3 "SteinzeitFlieger"

Erster Flieger der Menschheit - so wird Lilienthal heute genannt. Aber war er wirklich der Erste?

Welchen Ursprung hat die Geschichte von Daedalus und Ikarus, von Wieland dem Schmied? Sind die Erdzeichen von Peru wirklich für außerirdische Flieger geschaffen? Die Darstellung fliegender Menschen ist so alt wie die Menschheit. Wie alt ist der fliegende Mensch wirklich?

Die Geoglyphen von Nasca

Auf der peruanischen Hochebene zwischen dem Pazifik und den Anden wurden 1939 beim Überflug riesige Erdzeichnungen entdeckt: Linien, Flächen, geometrische und Tierdarstellungen. Die Zeichnungen sind viele 100 Jahre alt und entstammen der Nazca-Kultur, die älter ist als die der Inkas. Die Zeichnungen sind so groß, dass sie nur aus der Luft zu sehen sind. Ihr Zweck ist unbekannt. Es gibt verschiedene Hypothesen zu ihrer Deutung. Die für uns wahrscheinlichste ist die von A. Steimann, Würzburg, dass es sich hier um prähistorische Start- und Landeplätze für bemannte Drachen im Fessel- und Freiflug handelt. (siehe: www.lilienthal-museum.de). Die geometrischen und Tierdarstellungen könnten die Funktion von heraldischen Kennzeichnungen der verschiedenen Landeplätze erfüllen.

Das besondere vegetationsfreie Klima, welches die lange Erhaltung der Erdzeichen ermöglichte, führt auch zu einer natürlichen Mumifizierung der Leichen in den zahlreichen Gräberfeldern. Viele Gräber wurden in den vergangenen Jahrzehnten auf der Suche nach Grabbeigaben geplündert. Zu den Grabinhalten gehören Stoffe in hochentwickelter Webtechnik und Kunstgegenstände mit "Flugwesen" als Motiv.

Tafel 3-4 "DrachenFlug"

Das älteste Fluggerät des Menschen ist nicht der Ballon. Der Fesseldrachen hat in China eine mehr als 2000jährige Geschichte und wurde auch zu bemannten Aufstiegen genutzt. Am Beginn des 20. Jh. ist der Drachen auch in Europa ein verbreitetes Luftfahrtgerät bei Militär und Meteorologie.

Vor 40 Jahren wurde aus dem Fesseldrachen ein modernes Fluggerät. Der flexible Drachen des NASA-Ingenieurs Francis Melvin Rogallo verlor seine Fesseln und wurde zum frei fliegenden Rogallo-Flügel. Und aus dem Minimalprinzip des Drachens (Hängegleiters) wurde wieder das Flugzeug und bestimmt heute als Ultraleichtflugzeug den Motorsportflug.

Im Gegensatz zum Flugzeug ist das Konzept des Hängegleiters einfach und auch zu einem frühen Zeitpunkt der Geschichte denkbar. Verbergen sich Drachenflüge hinter überlieferten Flugsagen und Legenden?

Tafel 3-5 "Schwerelos "

Sich zu erheben, aufzusteigen aus dem irdischen Jammertal, hin zum Licht, zum Himmel, der der Sitz der Götter ist - so lautet ein alter Wunsch des Menschen. Da ihm seine Erfüllung versagt bleibt, verleiht er die Fähigkeit zu fliegen seinen Göttern und Dämonen: Hexen reiten auf Besen durch die Lüfte, beflügelte Wesen bevölkern Sagen und Legenden, ein stolzer Greif thront auch in Anklams Wappen.

Aber auch ohne himmlische Hilfe und Zauberkraft versuchte technischer Pioniergeist das Geheimnis des so selbstverständlich erscheinenden Vogelflugs zu entschlüsseln. Erstaunliche Ideen, phantastische Projekte und waagehalsige Versuche verlieren sich im Dunkel der Vorgeschichte des Menschenflugs.

An der Decke des Neuen Klosters Bad Schussenried ist der Flugversuch des Paters Kaspar Mohr (1575 - 1625) verewigt. Die Klosterchronik berichtet: "So habe er sich selbst Flügel aus Gansfedern mit Treibschnüren zusammengebunden verfertigt, sich in der Kunst des Fliegens insgeheim derart geübt, ... was ihm aber unter heiligem Gehorsam verboten sowie auch die Flügel ihm genommen worden."

Tafel 3-6 "AugenBlick"

1829 hatten die Franzosen M. Daguerre (1787 - 1851) und J. N. Niepce (1765 - 1833) mit Versuchen begonnen, "ohne Einwirkung eines Zeichners die Ansichten, die die Natur bietet, festzuhalten" - zu fotografieren. Die "Daguerreotypie" ermöglichte "Schattenrisse" der Natur, keine "Schnappschüsse", wie sie ein fliegender Vogel oder ein galoppierendes Pferd darstellt. Der Leipziger Stadtanzeiger schreibt 1839: "Flüchtige Spiegelbilder festhalten zu wollen, dies ist nicht nur ein Ding der Unmöglichkeit, ... sondern schon der Wunsch ... ist eine Gotteslästerung."

Seit 1882 beschäftigte sich Ottomar Anschütz aus Lissa/Posen, inzwischen in Berlin, damit, den "Augenblick" fotografisch zu überlisten. Sein "Schlitzverschluss" war der Schlüssel zur Herstellung von "Momentfotografien". Eine Serie fliegender Störche gehörte 1884 zu den ersten Augenblicksfotografien. 1890 war es ihm gelungen, Bewegungsstudien von Menschen und Tieren so aneinander zu reihen, dass bewegte Bilder entstanden. Sein darauf basierender "Schnellseher" wurde 1893 auf der Weltausstellung in Chicago zu einem Publikumsmagneten.

Tafel 3-7 "VogelMensch"

Weland sagte zu seinem Bruder: "Alle Federn, die du kriegen kannst, große und kleine, die bringe hierher zu mir. ... Da machte Weland zwei große Schwingen, mit denen er fliegen wollte, und hatte das so kunstvoll gemacht, dass, wenn er in seinem Federhemd war, er aussah wie ein Vogel-Strauß oder ein anderer großer Vogel.

Wieland der Schmied aus der Nibelungensage folgt wie die Ikarus-Legende (entstanden ca. 750 v. Chr.) der klassischen Vorstellung zur Verwirklichung des Menschenflugs. Wielend fliegt mit an seine Arme gehefteten künstlichen Flügeln. Auch hier sind erstaunliche technische Details enthalten - etwa die Notwendigkeit des Starts gegen den Wind.

Bereich "MenschenFlug" (blau)

Tafel 4-9 "MenschenFlug"

"Es wird seinen ersten Flug nehmen der große Vogel vom Rücken des Hügels aus. Das Universum mit Verblüffung, alle Schriften mit seinem Ruhm füllend. Und ewige Glorie dem Ort wo er geboren ward."

Leonardo da Vinci 1497

Rückseite

Man hat Wirklichkeit gewonnen und Traum verloren

Robert Musil (1880 - 1942)

Tafel 4-1 "FlugJahre"

Mit Tausenden von Gleitflügen, zwischen 1891 und 1896 von Otto Lilienthal mit verschiedenen Gleitflugzeugen ausgeführt, beginnt die Epoche des Flugzeugs als Mittel des Menschenflugs.

Tafel 4-2 "FlugPhysik"

Lilienthals Erfolg und internationale Anerkennung geht wesentlich auf seine erfolgreichen Gleitflüge ab 1891 zurück. Bis heute grundlegend für die Luftfahrt sind jedoch seine experimentellen Vorarbeiten und Versuche ab 1873. In seinem 1889 veröffentlichten Buch "Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst" schuf er die bis heute gültige Physik des Tragflügels.

Tafel 4-3 "Durchbruch"

"Den Tag des Jahres 1891, an dem Lilienthal die ersten 15 Meter in der Luft durchmessen hat, fasse ich auf als den Augenblick, an dem die Menschheit das Fliegen erlernt hat." Dieser Satz des französischen Flugpioniers Ferdinand Ferber (1862 - 1909) geht in die Luftfahrtgeschichte ein. "Der Tag" jedoch ist nicht bekannt.

Nach 1891 entwickeln sich Lilienthals Flugzeuge und Flugplätze in rascher Folge. Aus der starren Konstruktion entsteht ab 1893 der faltbare Fledermausflügel, die Grundlage aller weiteren Flugzeugkonstruktionen.

Als Flugplatz sucht er nach einem geeigneten Gelände in der Nähe seiner Wohnung. 1893 entsteht in Lichterfelde ein hölzernes Absprungplateau, seine "Fliegestation". 1894 errichtet er in der Nähe seinen 15 Meter hohen "Fliegeberg".

Zu seinem "Leistungsfluggelände" für Flüge bis 250 Metern Weite werden die Rhinower Berge, eine Hügelkette 100 km nordwestlich von Berlin.

Tafel 4-6 "TodesSturz"

1896 experimentiert Lilienthal mit Flügelschlagantrieben, mechanischen Steuerorganen und Doppeldeckern. Gleitflüge mit dem Normalsegelapparat sind Routine.

Bei einem solchen Flug misslingt ihm am 9. August in den Rhinower Bergen die Aussteuerung einer Bö. Lilienthals Apparat wird vorn angehoben und kommt in der Luft fast zum Stillstand. Aus diesem "überzogenen" Flugzustand lässt sich der Flug nicht mehr steuern. Der Apparat kippt über eine Tragfläche und stürzt ab. Lilienthal erliegt am Folgetag seiner Wirbelsäulenverletzung.

Tafel 4-7 " LuftSchiff "

"Columbus erschloss einen neuen Erdteil, die Montgolfiers den Himmel." Mit solchen Worten wurden 1783 die ersten Ballonfahrten gefeiert. Das folgende Jahrhundert war gekennzeichnet durch die erfolglosen Versuche, den Ballon lenkbar zu machen. Erst die Luftfahrt des beginnenden 20. Jahrhunderts war gekennzeichnet durch den Wettstreit "leichter als Luft" kontra "schwerer als Luft" - Luftschiff gegen Flugzeug. Erst die Luftschiffkatastrophen der 30er Jahre bescherten dann dem Flugzeug den Sieg.

B4-7-1

Tierversuch am 19. Sept. 1783: Auf dem Hof des Schlosses in Versailles startet in Gegenwart der königlichen Familie die "Aerostatische Kugel" mit einer Ziege an Bord zu einer Luftfahrt über vier Kilometer.Abbildungen Brugg

B4-7-2

Der Heißluftballon von Montgolfier, mit dem am 21. November 1783 Pilâtre de Rozier und der Marquis d'Arlandes als erste Menschen zu einer Luftfahrt starteten.

B4-7-3

Jacques Alexandre César Charles: Am 1. Dezember 1783, nur wenige Tage nach der ersten Luftfahrt mit einem Heißluftballon, startete der Physiker in Paris mit einem Wasserstoffballon. Die anspruchsvollere Technik des Gasballons bestimmte die weitere Entwicklung der Luftschifffahrt.

B4-7-4

9. August 1884: 100 Jahre nach den ersten Ballonaufstiegen gelingt dem Luftschiff "La France" erstmals ein Flug mit Rückkehr zum Startplatz - Beweis für seine Steuerbarkeit.

 

Tafel 4-8 "FlugZeug"

Die Uridee des Menschenflugs war die Nachahmung des Vogels - eines Flugkörpers "schwerer als Luft". Mit den erfolgreichen Ballonflügen des 18. Jahrhunderts wurde das Prinzip "leichter als Luft" - die Aerostatik - zum Schwerpunkt der Forschung. "Wir dürfen annehmen, dass der Ballon der freien Fliegekunst eigentlich nicht genützt hat, wenn man nicht so weit gehen will, den Luftballon geradezu als Hemmschuh für die freie Entwicklung der Flugtechnik anzusehen, weil er die Interessen zersplitterte und diejenige Forschung, welche dem freien Fliegen dienen sollte, auf eine falsche Bahn verwies." schreibt Otto Lilienthal.

Mit seinen Experimenten schuf er die physikalischen Grundlagen der Flugtechnik. Seine erfolgreichen Flüge fanden Nachahmer in verschiedenen Ländern und verhalfen dem Konzept "Flugzeug" zum Durchbruch.

B4-8-1 Flugbild Wright

Flug am 17. Dezember 1903 in den Sanddünen der Outer Banks vor der Küste North Carolinas: Obwohl auch Lilienthal mit Motorflugapparaten experimentiert und über "erste Flüge" von Ader in Frankreich, Weisskopf in den USA und Jatho in Deutschland berichtet wird, beginnt die Ära des Motorflugs erst 1903. Für die Gebrüder Wilbur (1867 - 1912) und Orville (1871 - 1948) Wright war die Nachricht vom Tode Lilienthals der Auslöser, sich mit dem Flugproblem zu befassen. Sie bauten auf der schrittweisen Vorgehensweise Lilienthals auf und begannen 1900 mit der Erprobung von Gleitflugapparaten. Sie verließen aber Lilienthals Prinzipien der Steuerung und des Antriebs. Aus Lilienthals Hängegleiter wurde das aerodynamisch gesteuerte Flugzeug mit Höhen-, Seiten- und Querruder. Aus dem Flügelschlag wurde der Antrieb durch Luftschrauben.

B4-8-2 Herring

Nachbau des Lilienthal-Gleiters in den USA:

Bindeglied zwischen Lilienthal und den Wrights ist der amerikanische Eisenbahningenieur Octave Chanute (1832-1910). Der US-amerikanische "Altmeister" der Flugtechnik war Briefpartner Lilienthals und später bei den Flugversuchen der Gebrüder Wright anwesend. Er organisierte bereits 1896 ein Fliegerlager am Michigan-See, bei dem seine eigene Flugzeugkonstruktion und ein Lilienthal-Gleiter von A. M. Herring erprobt werden.

B4-8-3 Deckblatt Aeronautics

1891 fügt Chanute dem "American Engineer and Railroad Journal" die Rubrik "Aeronautics" hinzu, in der auch Lilienthals Artikel erscheinen.

B4-8-4 Ferber

Der Französische Offizier Ferdinand Ferber (1862 - 1909) konstruierte seit 1898 Gleitflugzeuge nach dem Vorbild Lilienthals, später Chanutes und 1908 sein erstes Motorflugzeug. Ferbers Buch "Die Kunst zu fliegen" beginnt mit den Worten: "Als die Versuche Lilienthals im Jahre 1898 mich mit Staunen erfüllten, wurde mir klar, dass dieser Mann eine Methode entdeckt hatte, fliegen zu lernen, und dass aus der Anwendung dieser Methode unverzüglich die Flugtechnik herauswachsen musste..."

B4-8-5 Pilcher

Der Schottische Marineingenieur Percy Sinclair Pilcher (1867 - 1899) war mehrmals zu Besuch bei Lilienthal. Er übernahm dessen Methode und entwarf ab 1895 Gleitapparate, die denen Lilienthals sehr ähnlich waren. Er kam 1899 bei einer Flugdemonstration ums Leben, als sein Apparat in der Luft brach.

Zusatzinformationen:

Terminals

T-4-1 "Lilienthal auf Fotografien und Filmen"

T-4-2 Lilienthals Versuchgeräte

Pulte

P-4-1 "Flugapparate Lilienthals"

P-4-2 "Schüler und Zeitgenossen"

P-4-3 "Die Luftfahrt zur Lilienthalzeit"

P-4-4 "Schwingenflug"

 

P-4-2-1 Schüler und Zeitgenossen

Schon zu Lebzeiten Otto Lilienthals wird von einer Schule Lilienthal gesprochen. Lilienthal propagiert eine Methode, nach der man das Fliegen erlernen kann und die von jedermann nachvollziehbar ist. Bekannte Flugpioniere in aller Welt sind nach dieser Methode vorgegangen. Zu nennen sind: Ferber in Frankreich, Chanute, Herring und die Gebrüder Wright in den USA, Pilcher in Großbritannien, Nimführ und Etrich in Österreich, Suarez in Argentinien, Wolfmüller in Deutschland, Shukowski in Russland und andere.

War Lilienthal als Flugpraktiker fast unangefochten, sind seine flugtheoretischen Arbeiten erst Jahre später uneingeschränkt anerkannt. Als Mitglied der technischen Kommission des Vereins für Luftschifffahrt, als Autor und Vortragender ist er in ständige produktive und polemische Dispute über die Grundlagen aerodynamischer Erkenntnisse verwickelt.

P4-2-2 Octave Chanute (1832-1910)

Der amerikanische Eisenbahningenieur war einer der wichtigsten Briefpartner Lilienthals. Er organisierte 1896 ein Fliegerlager am Michigan-See, bei dem sowohl seine eigene Flugzeugkonstruktion als auch ein von A. M. Herring (1876 - 1926) nachgebauter Lilienthal-Gleiter erprobt wird. Chanute entwickelt 2- 3- und Mehrdecker. Chanute gilt als "Altmeister" der Flugtechnik in den USA und war später auch bei den Flugversuchen der Gebrüder Wright anwesend.

P4-2-3 Die Gebrüder Wright

Die Gebrüder Wilbur (1867 - 1912) und Orville (1871 - 1948) Wright begannen 1900 mit der Erprobung von Gleitflugapparaten. Der Flug Orville Wrights vom 17. Dez. 1903 gilt als der Beginn des Menschenflugs. Nach eigenen Aussagen war die Nachricht vom Tode Lilienthals für sie der Auslöser, sich mit dem Flugproblem zu befassen. Besonders in der schrittweisen Vorgehensweise bauten Sie auf Lilienthals Methode auf.

P4-2-4 Percy Sinclair Pilcher (1867 - 1899)

Der Schottische Marineingenieur war mehrmals zu Besuch bei Lilienthal. Er übernahm dessen Methode und entwarf ab 1895 Gleitapparate, die denen Lilienthals sehr ähnlich waren. Er kam 1899 bei einer Flugdemonstration ums Leben, als sein Apparat in der Luft brach.

P4-2-6 Ferdinand Ferber (1862 - 1909)

Der Französische Offizier Ferber konstruierte seit 1898 Gleitflugzeuge nach dem Vorbild Lilienthals, später Chanutes und 1908 sein erstes Motorflugzeug. Ferbers Buch "Die Kunst zu fliegen" beginnt mit den Worten: "Als die Versuche Lilienthals im Jahre 1898 mich mit Staunen erfüllten, wurde mir klar, dass dieser Mann eine Methode entdeckt hatte, fliegen zu lernen, und dass aus der Anwendung dieser Methode unverzüglich die Flugtechnik herauswachsen musste..."

P4-2-7 Nikolai Jegorowitsch Shukowski (1874 - 1921)

Der Aerodynamiker Nikolai Jegorowitsch Shukowski (1874 - 1921) gilt als "Vater der russischen Luftfahrt". Er selbst nannte Lilienthal den "Vater des Fliegens". 1895 entschloss sich der Rat der Moskauer Universität auf Vorschlag Shukowskis zu Kauf eines Lilienthal-Apparates. Shukowski begab sich daraufhin zu Lilienthal nach Berlin. Später leistet er wichtige Beiträge zur theoretischen Beschreibung der Strömungsvorgänge am Tragflügel.

P4-2-8 andere

Neun Käufer von Lilienthal-Apparaten sind namentlich bekannt. Weitere haben, vermutlich auch nach Plänen Lilienthals, selbst ähnliche Apparate hergestellt. Ferber in Frankreich, Herring, Lamson, u. a. in den USA, Suarez in Argentinien, Vuia in Rumänien, Wolfmüller in Landsberg, Richter in Berlin und die flugtechnischen Vereine in Karlsbad, München, Breslau und Hamburg. Der deutschstämmige Weisskopf will 1901 in Boston sogar einen ersten Motorflug ausgeführt haben. Andere haben eigene Konstruktionsprinzipien mit denen Lilienthals verglichen:

Alle aber anerkannten den Platz Lilienthals am Scheidepunkt zwischen Vorgeschichte und Geschichte des Menschenflugs.

P-4-3 Die Luftfahrt zur Lilienthalzeit

P4-3-1 Ballone und Drachen

Ballone und Drachen gehören im 19. Jh. zu den wichtigsten Hilfsmitteln der Meteorologie. Man unterscheidet bemannte Frei- und Fesselballone, unbemannte frei fahrende oder gefesselte Registrierballone und Registrierdrachen. Gemessen wurden physikalische Größen wie Luftelektrizität, Feuchtigkeit, Luftzusammensetzung, -druck, und -temperatur.

P4-3-2 Meteorologie

Die Vorhersage von Unwettern und die Suche nach Regeln im Wettergeschehen sind alte Wünsche des Menschen. Bald nach seiner Erfindung wurde der Ballon zur Messstation am Himmel. Die Luftfahrt selbst war aber zunehmend auf Wettervorhersagen angewiesen. 1909 wurde anlässlich der Internationalen Luftschifffahrt-Ausstellung in Frankfurt am Main, weltweit der erste Flugwetterdienst vom Meteorologen Prof. Dr. Franz Linke organisiert. Heute sind Meteorologen rund um die Erde und rund um die Uhr im Einsatz um das Wettergeschehen zu beobachten und die Sicherheit des Luftverkehrs zu gewährleisten.

P4-3-3 Ballonfahren für die Wissenschaft

Seit 1783 wird der Ballon zunächst nur sporadisch für wissenschaftliche Ballonfahrten genutzt. In der 2. Hälfte des 19.Jh. geht man in verschiedenen Regionen dazu über, systematische Aufstiege durchzuführen. Um 1896 einigt man sich auf europäischer Ebene über die Durchführung von Simultan-Ballonfahrten in ganz Europa. Man erhält damit Aussagen zum globalen Wettergeschehen zu einem bestimmten Zeitpunkt. Noch heute werden Ballone in Form von unbemannten Radiosonden für die Wetterforschung benutzt.

P4-3-4 Drachenaufstiege für die Wissenschaft

Bereits 1748 ließ der Glasgower Arzt Wilson Drachen mit Thermometern zum Studium der Temperaturverhältnisse in der Atmosphäre steigen. Um 1890 führte der Amerikaner A. Lawrence Rotch den Registrierdrachen für die meteorologische Forschung ein. Bis zur Mitte des 20. Jh. wurden Drachen unterschiedlichster Konstruktion für wissenschaftliche Zwecke eingesetzt.

P4-3-5 Aerologisches Observatorium

Die systematische meteorologische Forschung führte Ende des 19. Jh. weltweit zur Gründung von aerologischen Observatorien zur Wetterbeobachtung mittels Drachen und Ballonen. 1904/1905 wurde das auch heute noch bestehende Königlich Aeronautische Observatorium in Lindenberg mit staatlichen Mitteln errichtet. Erster Direktor war der zeitweilige Vereinsvorsitzende des Vereins zur Förderung der Luftschifffahrt, der Meteorologe Dr. Richard Assmann.

P4-4 Schwingenflug

P4-4-1 Des Vogels Schwingen

Seitdem Menschen über die Möglichkeit des Fliegens nachdenken, sehen sie die Lösung in der Nachahmung des Flügelschlags. Bis heute ist dieser Weg technisch jedoch nicht erfolgreich. Trotz Großraumflugzeug und Überschalljet, immer wieder gibt es Versuche, ein durch Schwingen den Vögeln gleich angetriebenes Luftfahrzeug zu entwickeln.

P4-4-2 Otto Lilienthal

Wie zahlreiche seiner Vorfahren wollte Lilienthal nach dem Vorbild des Vogels fliegen. Sein Erfolg beruht jedoch darauf, daß er den Flügelschlag zurückstellte und zunächst daran arbeitete, den Gleitflug zu erlernen. Trotzdem galt ein Großteil seiner forschenden Tätigkeit und ein Teil seiner fliegerischen Praxis der Verwirklichung des Flügelschlagantriebs.

Sein "Versuchsapparat mit Cycloidenbewegung" von 1895 ist das einzige Experiment, in dem Lilienthal während der Fliegepraxis nochmals zu Grundlagenuntersuchungen zurückkehrt. Der mechanisch aufwendige Rundlaufapparat versetzt vier Versuchsflächen in eine umlaufende Schaufelbewegung und gestattet die Messung des dabei auftretenden Auftriebs bei der getrennt einstellbaren Vorwärtsgeschwindigkeit.

P4-4-3 Antriebe bei Lilienthal

Für die mindestens zwei verwirklichten Flügelschlagflugzeuge projektiert Lilienthal die Möglichkeit des motorlosen Gleitflugs, des Flügelschlags durch Muskelkraft und durch Kohlensäuremotore (komprimiertes Kohlendioxid als Energiespeicher). Alle Varianten werden erprobt. Lilienthal bezweckte zunächst die Verlängerung seiner Gleitflüge als erstem Schritt zur Verwirklichung des Flugzeugantriebs.

P4-4-4 Flügelschlag bei Lilienthal

Die Erforschung der Flügelbewegungen des Vogels ist sehr schwierig, da der Vogel Antrieb, Auftrieb und Steuerung mittels nicht trennbarer komplexer Bewegungen realisiert. Lilienthal analysierte die wichtigsten Elemente dieser Bewegungen richtig. Bis heute sind Elemente der Technik des Vogelflugs Gegenstand der Forschung.

Lilienthal ahmte den Flügelschlag zunächst durch einfache Klappenmechanismen nach (Altwigshagengerät und Vorläufer). Im "Versuchsgerät mit Cycloidenbewegung" vollführen die Flügel eine rotierende Schaufelbewegung. An seinen Flugzeugen wird an den Schlagflügeln eine einfache Schwenkbewegung erregt. Ein Drehen der Flügel wird durch dessen elastische Eigenschaften erzeugt. Dies ist heute wieder Stand der Forschung.

P4-4-5 Vogelflugforschung

Die Veröffentlichungen Lilienthals erhalten genaueste Untersuchungen über die Flugmechanik des Vogels.

Einen anderen Weg ging der Biologe und Verhaltensforscher Erich v. Holst in den 40er Jahren am Zoologischen Institut in Göttingen: Durch sinnvolles Probieren versucht er mechanischen Modellen die Flugeigenschaften der nachgeahmten Tiere zu verleihen. Gelingt dies, schließt er auf die Flugmechanik des Vorbilds. Bekannt geworden sind seine künstlichen Vögel, die Libelle, der Triebflügel und der Flugsaurier. Jüngste theoretische Untersuchungen und Flugmodelle des Göttinger Physikers Wolfgang Send nehmen wieder deutlich Bezug auf Lilienthals Ergebnisse.

 

P4-4-6 Gustav Lilienthal

Gustav Lilienthal (1849 - 1933), der ein Jahr jüngere Bruder Otto Lilienthals, widmete sich ab 1910 wieder stärker dem Flugproblem. Mittel der "Nationalflugspende" gestatteten ihm den Bau einer Versuchsstation für stark gewölbte Tragflächenprofile bei Cuxhaven, die nach Kriegsausbruch nach Altwarp am Oderhaff verlegt wurde. Bis zu seinem Tode arbeitete er in Berlin - Adlershof an einem Schwingenflugzeug , das jedoch nie abhob. Seine Untersuchungen und Veröffentlichungen haben die Flugtechnik nicht mehr beeinflusst.

P4-4-7 Schlagflügeltechnik bis heute

Obwohl Ausgangspunkt des Flugtraumes ist eine technisch effektive Umsetzung des Flügelschlages bisher nicht gelungen. Trotzdem gibt es immer neue Versuche auf diesem Gebiet.

Um 1970 z. B. ging das Projekt eines Luftschiffes für Schwerlasttransporte durch die Presse der DDR. Grundlage dieses Projektes bildeten die Arbeiten des Dresdener Ing. Wilhelm Schmidt zum sogenannten Wellpropeller, einem Schlagflügelantrieb. Bisher haben Schlagflügelantriebe das Experimentalstadium jedoch nicht überwunden.

Die Physik vom Fliegen

6A0 Die Physik vom Fliegen

Die Eigenschaften der Luftströmung um den Tragflügel - das sind die physikalischen Grundlagen des Vogelflugs und jedes Fluggerätes "schwerer als Luft". Die schwer zu erfassenden Turbulenzen und Unstabilitäten hat die hochentwickelte Mechanik des vergangenen Jahrhunderts gewissermaßen als "Randerscheinungen" aus dem Blickfeld genommen. Erst das sensationelle Ereignis des verwirklichten Flugzeugs macht die Aerodynamik zu einer eigenständigen theoretischen und experimentellen Disziplin.

6A1 VON DER FORELLE GELERNT

Sir George Cayley (1773-1857) untersuchte bei Betrachtungen zum Strömungswiderstand das Körperprofil der Forelle:

Abbildung

Der Zusammenhang zwischen Körperform und Luftwiderstand war der Zeit Lilienthals jedoch noch fremd. Auch die "Zeppeline" der Jahrhundertwende hatten noch Zigarren-Form. Die ersten Flugzeuge kannten keine strömungswirksamen Verkleidungen. Die Piloten saßen aufrecht im Wind. Die sogenannte "Stromlinienform" reduziert den Luftwiderstand gegenüber gleichen ebenen Stirnflächen auf weniger als 5 % . Das sind 95 % Treibstoffersparnis!

6H1

1- Verbinden Sie den Luftschlauch nacheinander mit den drei Strömungsrohren
2- Schalten Sie die Luftströmung ein
3- Vergleichen Sie die Zeigerausschläge

=> Gleiche Stirnflächen erzeugen sehr unterschiedliche Luftwiderstände.

6A2 FLIEGEN ODER FALLEN

Massenanziehung - Gravitation - ist eine Grundeigenschaft der Materie. Sie ordnet am Himmel die Gestirne und lässt kleinere Massen auf die große Masse "Erde" fallen. Alle, ob schwer oder leicht, gleich schnell. "Die Frage, warum der Vogel beim Fliegen nicht zur Erde fällt,...ist in Bezug auf die Art der Kraft ... als völlig gelöst zu betrachten. Wir wissen, dass diese Kraft nur aus dem Luftwiderstand bestehen kann, den die bewegten Vogelflügel in der Luft hervorrufen.", schreibt Lilienthal 1889.

6H2

1- Drehen Sie die Röhren um und beobachten Sie die Federn.

=> Eine der Röhren ist luftleer, dort fällt eine Feder wie ein Stein zu Boden. Fliegen ist nur in der Lufthülle der Erde möglich.

6A3 BLÄST ODER SAUGT DER WIND ?

In der Strömung sinkt der Druck. Das wusste schon Daniel Bernoulli (1700-1782). Je schneller die Strömung, desto größer der Unterdruck. Aber erst zu Beginn unseres Jahrhunderts erkannte man die Bedeutung der Bernoulli-Gleichung für das Flugproblem: Über der gewölbten Fläche strömt die Luft schneller. Es entsteht ein Sog nach oben. Das führt zu überraschenden Effekten: Der Wind bläst ein halb geöffnetes Fenster nicht auf, sondern saugt es zu.

6H3A

1- Schalten Sie den Luftstrom ein.

=> Die Strömung saugt den Ball immer in ihr Zentrum.

6H3B

1- Versuchen Sie den Papierkegel fortzublasen!
Berühren Sie das Blasrohr nicht direkt mit dem Mund (Hygiene)! Legen sie Daumen und Zeigefinger als Ring dazwischen.

=> Der Kegel wird beim Blasen sogar angezogen! Die zwischen Trichter und Kegel ausströmende Luft erzeugt einen Sog.

6H3C

1- Pusten Sie durch die Öffnung!

=> Der Abstand der Bälle verringert sich. Die Strömung erzeugt einen Sog.

6A4 DIE WÖLBUNG MACHT'S

Über der Wölbung des Tragflügels wird die Strömung zusammengedrängt und dadurch beschleunigt.

Abbildung

Es entsteht ein Unterdruck, der die Fläche nach oben saugt. Dies ist das "Geheimnis" der gewölbten Fläche. Mit einer leicht gewölbten Stromlinienform lassen sich bei möglichst kleinem Widerstand die größten Auftriebe erzielen. Zur Zeit Lilienthals galten die von ihm vermessenen Eigenschaften des gewölbten Flügels eher als "Aufdeckung eines Mysteriums". Die theoretische Erklärung wurde erst nach der Jahrhundertwende gegeben.

6H4A

1- Schalten Sie die Luftströmung ein!
2- Verbinden Sie das Manometer mit einzelnen Messpunkten des Tragflügels!

=> Besonders der entscheidende Unterdruck an der Flügeloberseite war zur Zeit Lilienthals unbekannt.

6H4B

1- Schalten Sie die Luftströmung ein.

=> Die Druckdifferenz zwischen Messpunkten an der Spitze und am Umfang des "Prandtlschen Staurohres" ist das "Tachometer des Flugzeugs".

6A5 FLIEGEN ODER -SCHWIMMEN?

Ein Stück Holz ist leichter als das gleiche Volumen Wasser - es schwimmt. 1m**1m*1m Luft wiegt 1,3 kg. Mit einem Körper der leichter ist, kann man "im Luftmeer schwimmen". Wasserstoff, Helium, erhitzte Luft und andere Gase erfüllen diese Bedingung. Die "Ballöner" sagen richtig "Ballonfahren", nicht "-fliegen".

6H5A

1- Drücken Sie den Griff langsam zusammen!

Sie erhöhen den Druck in der Röhre. Die Luftblase im Ballon wird zusammengedrückt. Sie wird dichter, zu schwer, um den Ballon zu tragen.

6H5B

1 — Füllen Sie den Modellballon mit erwärmter Luft

Nach etwa einer Minute beginnt der Modell-Heißluftballon zu steigen.

6A6 BEDRÜCKENDES

Unsere Lufthülle steht "unter Druck". Dieser entspricht unvorstellbaren 10 Tonnen pro Quadratmeter, etwa dem Gewicht eines Eisenbahnwaggons. Schon geringe örtliche Unterschiede im Luftdruck lassen in Orkanen gewaltige Kräfte freiwerden. Dieser gewaltige Druck wurde 1654 auf dem Reichstag in Regensburg von dem Magdeburger Bürgermeister Otto v. Guericke eindrucksvoll demonstriert: Er ließ 16 Pferde vergeblich versuchen, zwei Halbkugeln auseinander zuziehen, deren Inneres mit der von ihm erfundenen Luftpumpe evakuiert war. Nach dem Belüften fielen die Halbkugeln von allein auseinander.

6H6A

1- Verschließen Sie die Öffnung mit der Hand luftdicht.
2- Schalten Sie die Vakuumpumpe ein.
3- Beobachten die das Messgerät.

=> An einer kleinen Stelle Ihres Körpers spüren Sie jetzt den uns umgebenden Luftdruck. Im Flugzeug ist der Luftdruck das Maß für die Flughöhe.

?- Wie hält der Mensch den gewaltigen Druck auf seinen Körper aus?

6H6B

4- Blasen Sie in die Öffnung. Berühren Sie das Rohr nicht direkt mit dem Mund (Hygiene!). Formen Sie aus Daumen und Zeigefinger ein Mundstück.

5- Beobachten Sie das Messgerät!
Welchen Druck können Sie erzeugen?

6- Der durchschnittliche Luftdruck an diesem Punkt beträgt 101.1 kPa, das entspricht 758,2 mm Quecksilbersäule.

?- Befinden wir uns heute in einem Hoch- oder Tiefdruckgebiet?

6A7 DIE NATUR ALS MOTOR

Beobachtet man wie Lilienthal Störche am Himmel, spürt man, dass die Fähigkeit zu fliegen kaum gigantischer Muskelkraft geschuldet ist. Neben dem Flügelschlag nutzt der Vogel Sonne und Wind. Die technische Entwicklung hat diese Energiequellen als unzuverlässig zurückgewiesen. Fortschritt oder Irrweg?

Hang- und thermischer Aufwind sind die wichtigsten "Motoren" des Segelflugs. Im Hangaufwind flog Lilienthal, eine thermische Instabilität kostete ihn das Leben.

6H7A

1- Schalten Sie die Luftströmung ein.
2- Beobachten Sie die Fäden im Luftstrom.

=> Aus dem horizontalen entsteht am "Berghang" ein aufwärts gerichteter Wind.

6H7B

3- Schalten sie die Wärmequelle ein.
4- Nach einiger Zeit zeigt das Fähnchen eine nach oben gerichtete Strömung an.

=> Als Wärmequelle dienen in der Natur stärker aufgeheizte Gebiete: Kahle Felder, Felsen, Wohngebiete.

(6A9) DIE WIRBELKANONE

Weicht eine Strömung von ihrer glatten (laminaren) Form ab, entstehen Wirbel. Sie sind Ursache für Energieverluste aber auch Grundlage des Fliegens.

6A9A

"Die hier vorgeführte Darstellung mag nun wohl der Wirklichkeit bei derartigen unsichtbaren Vorgängen in der Luft nicht genau entsprechen, es genügt aber, wenn die charakteristischen Unterschiede so weit zutreffen, als es für die Anknüpfung der nötigen Überlegungen erforderlich ist"

Otto Lilienthal 1889

Wirbel können sehr energiereich und stabil sein, wie bei Wirbelstürmen und Windhosen deutlich wird.

6H9

1. Schlagen Sie mit der flachen Hand auf die Gummihaut der Wirbelkanone.
=> Beobachten Sie, wie der entstehende geschlossene Ringwirbel nach einiger Zeit die entfernten Papierfähnchen erreicht.

Pulte:

6P1 Archimedes Um 285 - 212 v.u.Z.

Griechischer Mathematiker und Physiker aus Syracus.

Das Archimedische Prinzip über den Auftrieb, den Körper in Flüssigkeiten erfahren, ist wohl das älteste noch heute gültige physikalische Prinzip. Der statische Auftrieb trägt auch den Ballon im Luftmeer.

Archimedes ist einer der bedeutendsten Mathematiker und Physiker der Antike. Er verknüpfte als erster Mathematik und Physik und wird damit zum Vorbild der naturwissenschaftlichen Revolution des 17. Jahrhundert. Neben der bekannten "heureka"- Geschichte ist der Satz "Gebt mir einen Punkt, an dem ich stehen kann, und ich will die Erde aus den Angeln heben" für seine Arbeiten zum Hebelgesetz bekannt geworden.

6P2 Galileo Galilei 1564 - 1642

Italienischer Physiker, Mathematiker und Astronom.

Gerade auf dem für die Luftschifffahrt so wichtigen Gebiet von Luftdruck und Vakuum rettet sich die Aristotelische Betrachtungsweise in das neue Weltbild. Die Funktion einer Saugpumpe wird mit dem "horor vacui" dem Widerwillen der Natur gegen Vakuum, begründet. Galilei schlägt eine Anordnung der Messung des horor vacui vor. Er blieb damit zwar bei dem okkulten Begriff, ordnet ihm aber einen Messwert zu.

Er verlangt das Experiment als Beweisgrundlage, vertritt das kopernikanische Weltbild und wird 1633 durch die katholische Kirche zum Widerruf gezwungen. Neben einzelnen Erkenntnissen (so dem mit seinem Namen verbundenen Fernrohr) steht sein Name stellvertretend für die naturwissenschaftliche Revolution des 17. Jahrhundert.

6P3 Daniel Bernoulli 1700 - 1782

Schweizer Gelehrter (Mathematik, Physik, Anatomie; Botanik).

Stellt 1738 wesentliche bis heute gültige Annahmen zur Hydrodynamik auf. Seine Erkenntnisse geraten jedoch über 100 Jahre in Vergessenheit. Mit Hilfe der sogenannten Bernoulli-Gleichung wäre der Auftrieb des gewölbten Flügels naheliegend erklärbar gewesen. Der Zusammenhang zwischen Druck und Strömungsgeschwindigkeit heißt heute Bernoulli-Gleichung.

6P4 Heinrich Gustav Magnus 1802 - 1870

Deutscher Physiker.

Die Ablenkung eines sich drehenden Zylinders von der geradlinigen Flugbahn, jedem Tischtennisspieler als "Effet" bekannt, wird zum Modellexperiment für die Erklärung des Auftriebes der gewölbten Fläche und wird heute Magnuseffekt genannt.

Magnus war Professor für Physik in Berlin und baute in dieser Funktion eine reiche Sammlung grundlegender physikalischer Experimente auf.

6P5 Evangelista Torricelli 1608 - 1647

Italienischer Physiker und Mathematiker

Er wies die Schwankungen des Luftdrucks nach und führte 1643 den wichtigen Versuch aus, wonach ein einseitig geschlossenes und mit Quecksilber gefülltes Glasrohr beim Aufrichten nur bis zu einer Höhe von 76 cm mit Quecksilber gefüllt bleibt . Über die Natur der "Leere" in der Rohrspitze gab es lange unterschiedliche Auffassungen.

Ein entsprechendes Glasrohr mit Skaleneinteilung heißt heute Torricelli - Rohr und dient der Luftdruckmessung.

6P6 Isaac Newton 1642 - 1727

Englischer Physiker, Mathematiker und Astronom.

Begründer der klassischen theoretischen Physik und Himmelsmechanik; wesentliche Arbeiten zur Spektralzerlegung des Lichts, zur Infinitesimalrechnung, Entwicklung des Spiegelteleskops und zahlreichen anderen Gebieten.

Newton beschreibt ein Widerstandsgesetz, welches auf Tragflügel angewendet, unzutreffende Ergebnisse liefert. Newton wird deshalb häufig als Hemmschuh für die Entwicklung der Flugtechnik bezeichnet. In Wahrheit stellt Newtons Gesetz den Zusammenhang zwischen Staudruck und Widerstand her, der auch heute Grundlage jeder Luftkraftformel ist.

Neben der nach Newton benannten Grundgleichung der Mechanik sind "Newtonsche" und "Klassische" Physik synonyme Begriffe.

6P7 Ludwig Boltzmann 1844 - 1906

Österreichischer Physiker.

Ludwig Boltzmann hielt 1894 einen Vortrag mit dem Titel "Über Luftschifffahrt", der seinem Spezialgebiet doch fern lag. Er schätzte dabei Lilienthals Drachenflieger und die Luftschraube als die beiden entscheidenden Entwicklungsrichtungen der Flugtechnik ein.

Boltzmann veröffentlichte entscheidende Arbeiten zur kinetischen Gastheorie und zur Natur der Strahlung. Boltzmanns Namen trägt heute z. B. die Grundgleichung der statistischen Thermodynamik.

6P8 Hermann von Helmholtz 1821 - 1894

Deutscher Mediziner und Naturforscher.

1858 stellt Helmholtz hydrodynamische Wirbelsätze auf, die den Wirbel nicht als Störung sondern als wesentlichen Bestandteil der Strömung verstehen. Sein "Theorem" von 1873 beschreibt die Gesetzmäßigkeiten zur Ähnlichkeit von Strömungen, die überhaupt erst verallgemeinerbare Aussagen möglich machen.

Der Name Helmholtz begegnet einem fast auf der ganzen Breite der Physik und in der Medizin der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er veröffentlicht u. a. Arbeiten zur Nervenleitung, erfindet den Augenspiegel, ist Mitbegründer des Gesetzes von der Erhaltung der Energie und formuliert den Begriff des elektrischen Elementarteilchens. Viele deutsche Wissenschaftler haben Helmholtz als ihren geistigen Vater angesehen.

6P9 Luis Joseph Gay-Lussac (1778 - 1850)

Jean-Baptiste Biot (1774 - 1862)

Jaques Alexandre César Charles (1746 - 1823)

Französische Chemiker und Physiker.

Charles ist der Erbauer des ersten Gasballons, heute auch Charliere genannt. Gay-Lussac unternahm 1804 gemeinsam mit Biot Ballonaufstiege zur Untersuchung des Magnetfeldes der Erde. Gay-Lussac stieg allein bis über 7000 m auf und maß Druck, Temperatur und nahm Luftproben.

Gesetz von Charles, Gay-Lussacsches Gesetz, Biot-Savartsches Gesetz so heißen heute grundlegende Zusammenhänge, die in keinem Physikbuch fehlen. Erstaunt liest man eben diese Namen aber auch in der Luftfahrtgeschichte.

6P10 Ludwig Prandtl 1875 - 1953

Deutscher Physiker.

Die Entwicklung der Aerodynamik als eigenständige physikalisch - technische Disziplin ist eng mit dem Namen Prandtl als Direktor der Aerodynamischen Versuchsanstalt in Göttingen verbunden. 1936 schreibt er das Vorwort zur dritten Auflage von Lilienthals Buch über den Vogelflug.

Die quantitativ richtige Beschreibung der Umströmung eines Körpers in der Luft gelang durch die Einführung einer Schicht, die heute den Namen "Prandtl`sche Grenzschicht" trägt. Das "Prandtl`sche Staurohr" dient der Geschwindigkeitsmessung im Flugzeug. Prandtl gilt als Begründer der modernen Strömungslehre.

Thema "Fliegen lernen"

7A1 Fliegen lernen

Eine der größten Leistungen Lilienthals war methodischer Natur. Er erkannte, dass die Verwirklichung des Menschenflugs nicht nur eine Frage des flugfähigen Apparates ist, sondern auch die Frage, wie man lernen kann, den vermeintlich flugfähigen Apparat zu beherrschen.

Sich ohne Vorkenntnisse mit einem nicht erprobten Fluggerät in die Luft zu begeben, erkannte er als aussichtslose Situation. Lilienthals später "vom Sprung zum Flug" genannte Methode wurde zum Ausweg in der Zeit ohne Fluglehrer oder Flugsimulatoren.

7A2 Das Cockpit Lilienthals

7A2A Patentzeichnung Flieger im Gleiter

Lilienthal steuerte sein Flugzeug mit seinem Unterkörper: Warf er die Beine nach links, wurde eine Linkskurve eingeleitet; Beine nach vorn - das Flugzeug neigt sich nach vorn, gewinnt an Geschwindigkeit.

Probieren Sie!

7A3 Hängegleiter heute

Lilienthals Schwerpunktsteuerung ist Prinzip des Hängegleiters geblieben. Jedoch hat der Drachenflieger heute liegende Position (Luftwiderstand!). Der Pilot, und damit der Schwerpunkt liegen sehr tief. Mit dem Trapez kann er seine Lage relativ zur Flügelfläche leicht verändern und sein Fluggerät - wie Lilienthal - steuern.

Probieren Sie!

7A4 Der Gleitschirm

Gleitschirme, diese fallschirmähnlichen Fluggeräte werden völlig anders gesteuert. Durch Ziehen der Steuerleinen wird die Aerodynamik der Tragfläche verändert - ähnlich der Flugzeugsteuerung.

Probieren Sie!

7A9 Absturz probehalber

Lange Zeit glaubte man, den Traum vom Fliegen verwirklicht zu haben, wenn man die Schwerkraft überwunden hat. Es fehlten Versuch und Methode, die Beherrschung des Flugzustandes zu erlernen. Lilienthals Methode zur schrittweisen Verwirklichung des Fliegens brachte die entscheidende Wende. Aufwendige Flugsimulatoren für die Pilotenausbildung ermöglichen in jüngster Zeit am Boden die Nachbildung der Flugzeugsteuerung mit täuschender Ähnlichkeit, bis hin zur Erschütterung der Kabine beim Aufsetzen auf der Landebahn.

Probieren Sie!

7A10 Modellflug

Die Steuerung eines Modellflugzeug bereitet die zusätzliche Schwierigkeit für den Piloten, den Flugzustand jederzeit "aus der Ferne" beurteilen zu müssen. Modellflug mit allen denkbaren Fluggeräten ist heute ein anspruchsvolles, verbreitetes Hobby.

Probieren Sie!

Bereich 5 "Nach der Natur"

Bild-Tafel 5-1 " NaturFlieger "

Die Fähigkeit zu Fliegen ist in der Tier- und Pflanzenwelt weit verbreitet. Die Vielfalt natürlicher Lösungen bot Vorbilder für Lilienthal wie für die Luftfahrt von heute.

Tafel 5-3 " RochenForm "

Inspiriert von Tauchgängen auf den Malediven entwickelte der Züricher Ingenieur Andreas Reinhard ein Flugzeug, das einem Stachelrochen ähnelt. Dieses phantastische Flugobjekt zeichnet sich durch aufblasbare Flügel aus und ist ein Beispiel für die Suche nach neuen technischen Lösungsmöglichkeiten im Flugzeugbau. Das Außergewöhnliche dieses Flugzeuges ist die Struktur der Tragfläche. Das Profil wird durch Druckluft aufrechterhalten.

Machbar ist das unter anderem durch Verwendung modernster Fasermaterialien, mit denen Steifigkeit und Flexibilität kombiniert werden können. So dient dieses Flugzeuges vor allem der Entwicklung neuer Werkstoffe, neuer Verfahren und deren Erprobung.

Tafel 5-4 " RumplerTaube"

Igo Etrich (1879-1967) nutzte für die Entwicklung seines Flugapparates Untersuchungen des Professors Friedrich Ahlhorn. Der Hamburger Professor untersuchte die Flugeigenschaften des Samens einer tropischen Pflanze mit dem Namen Zanonia macrocarpa.

Aus der Form dieses Samens entwickelten Etrich und sein Freund Franz Wels Tragflächen zunächst für einen Gleiter. Als die Flugeigenschaften dieses Gleiters genügend erprobt waren, wagten sie sich an den Motorflug. Der Konstrukteur Rumpler erwarb das Patent für dieses Flugzeug und vertrieb es unter dem Namen "Rumpler-Taube". Über sechzig Taube-Maschinen wurden ab 1910 in einer eigens dafür gegründeten Firma in Berlin-Johannisthal gebaut.

Tafel 5-5 " VolumenMeister "

Richtete sich der Blick der Flugzeugkonstrukteure früher auf eine Strömungsoptimierung, ist bei den Großtransportern vor allem die Volumenoptimierung von großem Interesse. Viele Konstrukteure von Transportern haben dafür einen Blick in die Natur riskiert. Die Kofferfische sind dafür bekannt, dass sie für ihre Größe ein erstaunliches Volumen haben. Auch andere Organismen sind Meister der Volumenoptimierung.

Ein Beispiel für die optimale Volumenausnutzung bei Flugzeugen ist die Beluga. Die größte zivile Luftfrachtmaschine hat bei einer Reisegeschwindigkeit von 750 km/h eine Nutzlast von 45,5 Tonnen.

Tafel 5-6 " BallonBlume "

Der Wunsch des Menschen sich in die Luft zu erheben ist sehr alt. Und so versuchten es die Menschen immer wieder mit den verschiedensten Gefährten und abenteuerlichsten Konstruktionen. Mit der Erkenntnis, dass sich mit Hilfe von heißer Luft ein Auftrieb erzeugen ließ, stand der Entwicklung des Heißluftballons nichts mehr im Wege. Um so erstaunlicher ist es, dass die heutige Form des Heißluftballons schon einmal da gewesen scheint. Die Natur war der Zeit voraus. Denn die Lampionblume zeigt die perfekte Form des heutigen Heißluftballons. Und nicht nur das. Auch die Lastbänder des Heißluftballons sind in der Lampionblume enthalten.

Tafel 5-7 " BauMaterial "

In seinem Buch "Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst" beschreibt Otto Lilienthal die schwierige Suche nach dem optimalen Material für die Flügel seiner Apparate. Viele Versuche mit den unterschiedlichsten Materialien waren nötig, um zu der Feststellung zu gelangen, dass die Zukunftsflügel nicht aus Metallen, sondern wahrscheinlich aus mit Stoffbespannung versehenen Weidenruten bestehen werden. Bestärkt wurde er in seiner Ansicht durch die Tatsache, dass es mit Weidenruten möglich war, das Profil vom Vogelflügel nachzugestalten. Für die Weide sprach auch, dass Weidenruten sich leicht aushöhlen ließen und die hohe Elastizität des konisch gewachsenen Weidenholzes. So konnte er auch den Einwand nicht gelten lassen, dass auch Aluminium in Form von konischen Röhren besonders leichte Konstruktionen ergibt.

Tafel 5-8 " LeichtBau "

Der Luftschiffbau ist ein Beispiel für den Wunsch des Konstrukteurs hochfeste Tragstrukturen zu entwickeln, die vor allem leicht sind und alle Kräfte aufnehmen können, die in einem Luftschiff auftreten. Verwendeten die ersten Zeppelinbauer noch ausschließlich Aluminium für ihre Tragwerke werden in dem modernen Zeppelin NT auch superleichte Karbonfaserfachwerke eingesetzt.

Ein Vorbild für den Leichtbau ist das Skelett des Vogels. Das Skelett flugfähiger Vögel wiegt wesentlich weniger als ihr Federkleid. Die Knochen sind sehr dünnwandig, hart und vor allem größtenteils hohl. Innerhalb der Knochen befinden sich Verstrebungen, die der Versteifung dienen. Die Knochen sind an Luftsäcke angeschlossen und pneumatisiert.

Sondertafel 5-9 und 5 10 (Fotowände mit Info-Klappen)

Besondere Flugleistungen in Natur und Technik

laut -leise

groß - klein

schnell - langsam

schwer - leicht

Zitterndes Energiebündel
Schmarotzerhummel Bombus bohemicus

Hummeln benötigen viel Energie für das Fliegen. Sie schlagen 200 mal in der Sekunde ihre Flügel. Der Energiebedarf ist aber noch aus anderen Gründen groß, denn Hummel benötigen für ihre Flugmuskulatur eine Temperatur von mindestens 30°C. Die Hummel ist in der Lage ihre Flugmuskulatur aufzuheizen. Zum Aufwärmen zittert die Hummel mit entkoppelten Flügel mit den Flugmuskeln, das heißt, sie spannt die Muskulatur immer wieder an. Dabei wird Energie verbraucht und in Form von Wärme abgegeben. Deshalb ist die Hummel in der Lage auch noch bei Temperaturen um die 6°C zu fliegen.

Großer Räuber
Uhu Bubo

Der Uhu ist die weltweit größte Eule. Er imponiert durch eine Flügelspannweite von 157cm -168 cm. Im Flug zeigt er überraschend für seine Größe große Wendigkeit und Rasanz. Er manövriert geschickt zwischen den Bäumen und verfolgt trudelnd und hakenschlagend seine Beute. Der geschickte Jäger fängt mit hohem Reaktionsvermögen Tauben, Fledermäuse und Segler im Flug. Wie bei allen Eulen ist die Flügelbelastung sehr gering, was ihnen einen langsamen Flug ermöglicht und zur Vermeidung störender Geräusche beträgt.

Flüsternder Greifer
Schnee-Eule Nyctea scandiaca

Die Schnee-Eule ist fast genauso groß wie der Uhu. Sie hat auffallend lange Flügel und einen kurzen Schwanz. In ihren Bewegungen wirkt sie kraftvoll und behäbig. Da die Eule relativ schwer ist, braucht sie auch auf kurzen Distanzen ihre Flügel.

Alle Eulen besitzen eine besondere Federstruktur, mit der sie Fluggeräusche sehr effektiv dämpfen: eine borstig geformte Sägekante an 1 oder 2 Handschwingen, eine fransige Verlängerung und flauschige Oberfläche der Federfahne. Damit können Eulen fast lautlos fliegen.

Schneller Jäger
Der Würgfalke (Saker) Falco cherrug

Er ist schnell und wendig und greift auch größere Beute an. Der jagende Würgfalke hat eine hohe Startbeschleunigung und erreicht Spitzengeschwindigkeiten von 120 - 150 km/h. Der Wanderfalke ist ihm an Beschleunigungsvermögen im Horizontalflug und Wendigkeit unterlegen, erzielt aber dafür im Jagdflug unter Ausnutzung der Fallbeschleunigung Geschwindigkeiten bis zu 350 km/h.

Fliegende Akrobaten
Schwebfliegen Syrphidae

Schwebfliegen zählen zu den zweiflügligen Insekten. Sie sehen Bienen und Hummeln mitunter verblüffend ähnlich.

Ihren Namen verdanken die Schwebfliegen ihren fantastischen Flugkünsten. Sie können wie Hubschrauber auf der Stelle schweben und drehen, enorm beschleunigen und sogar rückwärts fliegen. Die Schwebfliege bewegt ihre Flügel ca. 300 mal in der Sekunde.

Eleganter Segler
Rotmilan Milvus milvus

Er ist ein geschickter und ausdauernder Segelflieger, der geringste Thermikströme und Luftströme nutzt, um elegant zu schweben. Möglich wird das durch lange sehr elastische Schwungfedern der Flügel und durch den langen gegabelten Schwanz.

Der Milan ist in der Lage durch Sturzflug Möwen und Krähen zu verfolgen und zu schlagen.

Er jagt im Spähflug in 30 -60 m Höhe.

Segelnder Riese
Pelikan Pelecanidae

Die Familie der Pelikane besteht aus sieben Arten. Sie gehören zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Ihr größter Vertreter (Krauskopfpelikan) kann eine Flügelspannweite von 3,45 m erreichen. Noch größere Spannweiten weisen nur noch 2 Albatrossarten im ganzen Vogelreich auf. Pelikane sind trotz ihres großen Gewichtes (bis zu 13 kg) vollendete Segelflieger. Sie gleiten über Stunden ohne einen Flügelschlag im Aufwind.

Federreiches Schwergewicht Schwan C ygninae

Schwäne sind große Schwimmvögel. Sie leben an das Wasser gebunden und können normalerweise auch nur vom Wasser aus nach langem Anlauf abfliegen. Sie gehören zu den schwersten flugfähigen Vögeln und besitzen das federreichste Gefieder aller Vögel. Es enthält bis zu 20000 Federn. Schwäne nutzen bei niedrigem Flug über das Wasser den Bodeneffekt: den Aufbau eines Luftkissens durch Stauluft.

Vielseitiger Flugkünstler
junge Silbermöwe Larus argentus

Möwen sind wendige Flieger, die verschiedene Flugtechniken, wie Ruder-, Rüttel- und Sturzflug beherrschen. Vor allem die großen Arten sind bei günstigen Bedingungen hervorragende Segel- und Gleitflieger. Die Silbermöwe erreicht im normalen Streckenflug Fluggeschwindigkeiten von 36 - 40 km/h und hat eine Spannweite von 1,4 m.

Trickreiches Insekt
Schnake Tipulidae

Die Schnaken zählen zu den Zweiflüglern im Insektenreich. Bei ihnen ist das zweite Flügelpaar umgebildet zu Schwingkölbchen. Diese dienen der Flugregulierung. Mit dem Flügelschlag werden sie in schwingende Bewegungen versetzt. Ändert sich die Flugrichtung,

verharren die Schwingkolben ein wenig in der ursprünglichen Flugrichtung. Sinneszellen registrieren das und die Schnake kann ihre Fluglage, wenn nötig korrigieren.

Schnaken haben eine Flügelspannweite von 15 - 65 mm.

Lilienthals Testflieger
Taube Columbidae

Die Taube diente Otto Lilienthal für Versuche über die erforderliche Flugfläche eines Vogel. Durch Zusammenbinden der Schwungfedern verringerte er die Fläche der Flügel bis zur Flugunfähigkeit.

Die Taube fliegt mit einer Reisegeschwindigkeit von 50-60 km/h und legt dabei große Wegstrecken zurück.

Pfeiffender Vorpommer
Komorane Phalacrocoracidae

Der einzige nennenswerte Bestand von Komoranen in Deutschland befindet sich in Vorpommern. Wenn Komorane gemeinsam in eine Richtung fliegen, ordnen sie sich wie andere Wasservögel in V-förmigen Flugverbänden. Im Flug wechseln sie zwischen kurzem Gleiten in eine Reihe von Flügelschlagen ab. In Klippennähe segeln sie auch mitunter im Aufwind. Aus großer Höhe stürzen sie sich in einer Schraubenlinie auf ihre Nistplätze herab

und strecken dabei ihre Füße aus. Begleitet wird dieser schnelle Sturz von einem lauten Pfiff, der der Abwehr von Raubvögeln dient.

Faltende Gestreifte
Deutsche Wespe Vespula Germanica

Diese Wespen falten in Ruheposition ihre Vorderflügel der Länge nach. Das kommt dadurch zustande, dass Vorder- und Hinterflügel zu einer Tragfläche verankert sind. Beim Zusammenlegen schieben sich die Hinterflügel unter die Vorderflügel und schlagen dabei um. Eine Wespe fliegt etwa mit 110 Flügelschlägen in der Sekunde.

Gepanzerter Roter
7-Punkt-Marienkäfer Conccinella septumpunctata

Der Käfer an sich ist eine der erfolgreichsten Tiertypen. Er ist in viele Lebensräume des Landes eingedrungen. Nicht zuletzt wird das zurückgeführt auf den Schutz des Körpers durch die Umbildung des vorderen Flügelpaares in feste Flügeldecken.

Verglichen mit anderen Insekten sind Käfer längst nicht so gute Flieger. Die Flügelleistung wird nur von den Hinterflügeln erbracht. Die Deckflügel stabilisieren die Fluglage. Marienkäfer fliegen nur mit 70 - 90 Flügelschlägen in der Sekunde, während die Stechmücke 280- 310 Flügelschlage in der Sekunde macht.

Getarnter Bunter
Kleiner Fuchs Aglais urticae

Die Flugränder dieser Falter sind oft zackig und mit Vorsprüngen versehen. Zusammen mit der düsteren Farbe der Flügelunterseite sind die Falter deshalb perfekt getarnt und auch für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar, wenn der Falter auf dem Boden oder auf einem verfaultem Blatt sitzt.

Neben dem Schwirrflug beherrschen auch Tagfalter wie der kleine Fuchs den Gleit- und Segelflug.

Schwebende Kügelchen
Linde Tilia

Wenn man die Lindenblätter der Linde anschaut, entdeckt man besondere Blätter, an denen Stiele mit kleinen Kügelchen hängen. Mit diesen Blättern schickt die Linde ihre "Flieger" auf die Reise. Teile der Früchte der Linde fliegen mit diesem Blatt in einer trudelnden Bewegung zu Boden. So können sie schön langsam fallen und sich auch gut verbreiten, weil sie aus einer großen Höhe fallen.

Beschirmte Blume
Löwenzahn Taraxacum

Jedermann kennt die Pusteblume. Die Samen mit Stiel und Schirm ausgerüstet werden von der Luft aufgewirbelt. Die Natur hat sich diese Art des Transportes einfallen lassen, weil der

Löwenzahn relativ klein ist. So können die Samen leicht und schnell von dem Wind erfasst werden. Wie schnell sich Löwenzahn auf diese Weise verbreitet sieht man an großen "Löwenzahnfeldern" auf der Wiese.

Drehende Propeller
Ahorn Acer

Der Ahornbaum ist im Gegensatz zu Blumen und Kräutern relativ hoch. Deshalb nutzt der Ahorn eine Flugart seiner Samen, die bei niedrigen Pflanzen nicht vorkommt. Er hat Samen mit zwei Flügeln. Die einzelnen Flügel erinnern ein wenig an die Rotorblätter eines Hubschraubers. Sie drehen sich auch wie ein Propeller, wenn sie zu Boden fallen. Dadurch fallen sie viel langsamer als ohne diese Schraubbewegung und können sich weiter verbreiten.

Luftige Ballons
Lampionblume Physalis alkekengi

Die Lampionblume erinnert an einen Ballon. Der Samen dieser Pflanze versteckt sich in einer großen pergamentartigen Hülle. Die Hülle schließt viel Luft in ihrem Inneren ein und bietet dem Wind eine große Oberfläche zum Erfassen. So wird der ganze "Ballon" im Wind transportiert.

Geballte Packung
Rohrkolben Typha latifolia

Die reifen Samen des Rohrkolbens sind dicht gepackt und bilden den namensgebenden Kolben. In günstigen Jahren verbreiten sie sich relativ schnell bis zu 10 Metern. Verantwortlich sind dafür ihre vielen Samen, die Haare wie bei einem Pinsel tragen.

Heiße Seide
Heißluftballon

Schon in den Anfängen der Ballonfahrt wurde festgestellt, das der Mensch sich mit Hilfe von heißer Luft oder "Rauch" und durch Einbinden von Wasserstoff von der Erde abheben konnte. Früher wurde die Luft in den Ballonhüllen mit Stroh oder Papier erwärmt. Heute übernehmen das in den modernen Heißluftballonen Propangas und leistungsfähige Brenner, die die Luft auf ca. 120°C erhitzen. Der Ballon hebt sich empor, weil die heiße Luft in der Ballonhülle leichter als die Umgebungsluft ist. Wer schon einmal im Ballon schweben durfte, hat bestimmt festgestellt, dass der Ballonpilot die Luft in der Ballonhülle immer wieder mit dem Brenner erhitzen muss, sonst beginnt der Ballon zu sinken.

Fahrende Seide
Heißluft-Luftschiff

Otto Lilienthal war der Ansicht, dass die Ballonfahrt keine großen Zukunftschancen hat, da der Ballon nicht lenkbar und deshalb hilflos dem Wind ausgesetzt ist.

Was lag also näher als die Ballone in eine aerodynamische Form zu bringen und mit Propeller für ihren Antrieb zu sorgen. Steuerruderflächen machen sie lenkbar.

Heißluft-Luftschiffe haben den großen Vorteil, dass sie ganz langsam und nah über dem Boden schweben können. Deshalb eignen sie sich gut für die Beobachtung der Umwelt. An der Universität Greifswald werden mit einem Luftschiff regelmäßig Bodenstrukturen untersucht.

Fliegender Mensch
Lilienthal

Otto Lilienthal war der erste Mensch, dem der freie willkürliche Flug mit einem Gerät, das schwerer als Luft war, gelang. Er erforschte die Fluggesetze indem er Vögel in ihrem Flug beobachtete, flugtechnische Experimente durchführte und die Ergebnisse seiner Untersuchungen in selbstkonstruierte Gleitflugapparate umsetzte. Lilienthal war der Auffassung, dass die Nachahmung des Segelfluges der großen Vögel der beste Weg ist dem Menschen den Flug zu ermöglichen. Und so kann man in der Form seiner Flugapparaten seine Vorbilder und Lehrmeister wiederentdecken.

Kreisende Drachen
Hängegleiter

Der NASA-Ingenieur Francis Melvin Rogallo entwickelte aus dem Fesseldrachen, der eine zweitausendjährige fernöstliche Tradition hat, den modernen Hängegleiter.

Diese Gleiter segeln wie große Vögel im Aufwind. Sie benötigen für ihren Flug Thermik

und können so stundenlang wie die Großen Raubvögel gleiten.

Kamov Ka-26 Hodlum

Der Hubschrauber Ka-26 ist vor allem wegen seinen vielseitigen Einsatzmöglichkeiten interessant. Die hintere Kabine ist austauschbar. So kann eine Ambulanzkabine, ein Lasthaken, eine Sprüheinheit für landwirtschaftliche Zwecke und eine Frachtplattform eingesetzt werden. Auch geophysikalische Vermessungen sind mit einer Ringantenne denkbar.

Fliegende UFO's
Ulme Ulmus

Betrachten wir die Früchte der Ulme, erwarten wir gleich kleine Außerirdische aus den Samen entsteigen zu sehen. Die Früchte dieser Pflanzen erinnern uns in ihrer Form an ein UFO. Die Ulme lässt ihre Früchte wie Scheiben fliegen. Der Samen befindet sich in der Mitte der Frucht und ist von einem Flugsaum umgeben.

Sanfter Gleiter
Gleitschirm

Die Pflanzenwelt hat sich viele raffinierte Dinge einfallen lassen um den Fall ihrer Samen und Früchte zu verlangsamen. Auch der Mensch hat das auf vielfältige Art versucht. Aus dem Fallschirm, der nur den Fall bremst, entwickelte er den Gleitschirm. Mit ihm kann der Mensch nun im Aufwind mit einer Geschwindigkeit von ca. 20 - 40 km/h im Aufwind am Hang gleiten.

Tante Anna
Antonow AN-2 NATO-Name "Colt"

Die AN-2 ist der größte einmotorige Doppeldecker der Welt. Sie benötigt kurze Startpisten von 150 - 200 m und kann auch auf Schotter und Grasplätzen landen. Ihr Triebwerk ist ein Sternmotor mit neun Zylindern, der 1000 PS hat. Gemütlich ist ihre Reisegeschwindigkeit mit 180 km/h. Ihre Spannweite beträgt 18 m. Zum erstenmal wurde die AN-2 1947 gebaut. Sie gilt in Fachkreisen als äußerst zuverlässig.

Großer Volumenmeister
Airbus 300-600ST "Beluga"

Die Beluga ist das nach seiner Volumenkapazität größte zivile Flugzeug der Welt. Das Hauptdeck des Super- transporters ist 37,7 m lang und hat einen Durchmesser von 7,1 m. Die Beluga kann 47 Tonnen Fracht tragen. Sie wurde vor allem für den Transport von an mehreren Standorten gefertigten Flugzeugteilen entwickelt.

Schwebende Haare
Gemeiner Huflattich Tussilago farfara

Der Huflattich lässt seine Samen mit Pinselhaaren durch die Gegend fliegen. Ein kräftiger Windzug genügt und die Samen mit den Haaren werden durch die Luft gewirbelt und in der Umgebung verteilt. Das Fliegen mit Haaren ist in der einheimischen Pflanzenwelt sehr verbreitet besonders auch bei kleineren Pflanzen.

O 5-8 Samen-Vitrine

Scheibenflieger Die Früchte dieser Pflanzen erinnern in ihrer Form an einen Diskus oder auch an ein UFO. Sie sind einheimische Vertreter der Flugsamen, die wie Scheiben aussehen.

Kleeulme Ptelea trifoliata

einblättriges Silberblatt Lunnaria annua

Blasenflieger

Die Pflanzen schließen ihre Samen mit viel Luft in einen Ballon ein. Die Wände des Ballons sind pergamentartig und sehr dünn und bieten dem Wind gute Angriffsmöglichkeiten.

Blasenstrauch Colutea arborrescens

Lampionblume Physalis alkekengi

Gemeine Pimpernuss Staphylea pinnata

Segelflieger

Der Samen hat durch die zwei Flügel hervorragende Flugeigenschaften. Er kann durch sein geringes Gewicht und seiner Form nahezu perfekt segeln.

Gewöhnlicher Trompetenbaum Catalpha erubescens

Schraubenflieger

Die Samen dieser Pflanzen drehen sich wie Propeller, wenn sie zu Boden fallen. Sie besitzen einen oder mehrere Flügel. Ihre Flugart zählt zu einer sehr verbreiteten Art zu Fliegen in der Pflanzenwelt, die bei höheren Pflanzen vorkommt.

Ahorn Acer

gemeine Fichte Picea abies

gemeine Kiefer Pinus sylvestris

Rotesche Fraxinus pensyvania

Linde Tilia

Die Lindenfrüchte fliegen mit einem Blatt, das mit dem Stiel der kugeligen Früchte verbunden ist. Sie fallen mit einer Drehbewegung zu Boden, die den Fall bremst.

Hainbuche Carpinus betulus

Der Flug der Früchte der Hainbuche wird durch mehrere Flügel unterstützt, wobei die Flügel von Hochblättern gebildet werden.

Drehwalzenflieger

Betrachtet man die Samen und Früchte dieser Pflanzen stellt man fest, das die Flügel an der Längskante angeordnet sind. Sie fliegen indem sie um ihre Längsachse trudeln.

Carolina - Schneeglöckchenbaum Halesia carolina

Kaukasische Flügelnuss Pterocarya fraxinifolia

Haarflieger

allseitiges Haarkleid

Baumwolle Gossypium hirsutum

Bei der Baumwolle sind die Samen von langen weißen Haaren überall völlig bedeckt. Sie sehen aus wie Wattebäusche. Zur Reifezeit und bei trockenem Wetter quellen sie hervor und werden vom Wind erfasst.

Schopfflieger

Die Samen der Pappel und Lorbeerweide bilden weiße Haare, die wie Pinsel angeordnet sind. Zur Reifezeit werden sie zu Tausenden vom Wind erfasst und sehen aus wie Schneeflocken. Auch bei der Seidenpflanze und beim Wollgras befinden sich an den Samen "Pinselhaare".

Pappel Populus

Seidenpflanze Aslepias curassavica

Lorbeerweide Salix pentandra

Scheidenwollgras Eriophorum vaginatum

Schmalblättriges Wollgras Eriophorum angustifolium

Schirmflieger

Löwenzahn Taraxacum

Der Löwenzahnsamen hat einen Stiel mit vielen regelmäßig angeordneten Flughaaren, die wie ein Schirm aussehen. Viele einheimische Blumen auf unserer Wiese fliegen nach diesem Prinzip.

Federschweifflieger

Im Herbst findet man an den Waldrändern eine Pflanze, die Waldrebe, die Sträucher und Bäume wie ein Pelz überzieht. Was dort so flauschig aussieht, sind Griffel mit Haaren, die seidig glänzen. Mit diesem Schweif fliegen:

Federgras Stipa pennata

Silberwurz Dryas octopetala

Waldrebe Clemnaris serratifolia

Scheiden-Wollgras Eriophorum vaginatu